Einen Tag vor der Lockerung des Grenzregimes zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz trat in Slowenien überraschend die komplette Reisefreiheit für ankommende Unionsbürger in Kraft. Slowenien öffnete dafür seine Flughäfen in Ljubljana, Maribor und Portoroz, die Häfen in Koper und Piran sowie die Landgrenzen zu Österreich, Ungarn, Kroatien und auch dem Corona-Problemland Italien. Bisher galt für Einreisende eine siebentägige Quarantäne. Künftig wird nur noch abgewiesen, wer Corona-Symptome hat. Lediglich für Einreisende aus Drittstaaten gilt eine 14-tägige Heimquarantäne.
"Die gute epidemiologische Lage sowohl in Slowenien als auch in anderen EU-Ländern hat uns die Lockerung des Grenzregimes ermöglicht", sagte Vesna Kerstin Petric vom slowenischen Gesundheitsministerium bei einer Pressekonferenz am Freitag. "Wir behalten aber Sicherheitsmechanismen bei, um angemessen reagieren zu können, sollte sich die Situation in bestimmten Ländern oder Regionen wieder verschlechtern."
Slowenien hat sich bei seiner Maßnahme offenbar nicht mit Österreich abgestimmt. Das Innenministerium in Wien bestätigte der APA auf Anfrage, dass noch bis 31. Mai für die Einreise nach Österreich das Erfordernis eines aktuellen Coronatests bzw. die Pflicht zur 14-tägigen Selbstisolation gelte. Ausnahmen gebe es für den Berufsverkehr, den Pendlerverkehr, berücksichtigungswürdige familiäre Gründe sowie für die Versorgung von Tieren.
Kurz sucht das Gespräch
"Wie Österreich konkret reagieren wird, ist eine politische Entscheidung", hieß es von einem Sprecher mit Blick auf die slowenische Entscheidung. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) sagte am Freitag in Linz lediglich, man sei bezüglich der Grenzöffnung "im Gespräch mit den östlichen Nachbarn und mit Slowenien".
Aus dem slowenischen Innenministerium hieß es auf APA-Nachfrage, dass Österreicher nun auch nach Kroatien oder Italien durchreisen können. Damit würden sie in jenes Nachbarland Österreichs einreisen können, das die Regierung in Wien explizit von einer Lockerung des Grenzregimes ausnehmen will. So betonte das Außenministerium in Wien am Freitag gegenüber der APA: "Es gibt keine Basis für eine Grenzöffnung zu Italien, weil die Zahlen noch nicht passen." Das Ministerium äußerte sich, nachdem der Südtiroler Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP) seine Hoffnung auf eine ähnliche Lösung für die norditalienische Provinz wie für Deutschland, Österreich und die Schweiz ausgedrückt hatte. Kurz bekräftigte am Freitag, es gebe "noch keine Perspektive" mit Italien.
Kroatien öffnet Stück für Stück
Durch die slowenische Grenzöffnung scheint auch ein Urlaub an der kroatischen Adria in greifbare Nähe zu rücken. Kroatien hatte schon am Wochenende seine Grenze für EU-Bürger geöffnet, die aus geschäftlichem oder wirtschaftlichem Interesse sowie dringenden persönlichen Gründen ins Adrialand müssen. Die Einreise ist demnach auch ausländischen Besitzern von Immobilien und Booten gestattet. Die bisherige 14-tägige Selbstisolation wurde damit abgeschafft.
Unklar war noch, ob schon eine Hotelbuchung als wirtschaftliches Interesse gilt. Entsprechende Angaben von Innenminister Davor Buzinovic wurden vom Leiter des staatlichen Instituts für öffentliche Gesundheit, Krunoslav Capak, dementiert. Allerdings sagte der tschechische Vize-Außenminister Martin Smolek am Freitag, dass für seine Landsleute künftig sowohl die Durchreise durch Österreich als auch die Einreise nach Kroatien ohne negativen Coronatest möglich sein werde. Erforderlich sei lediglich eine Unterkunftsbestätigung in Kroatien, sagte Smolek nach Angaben der Nachrichtenagentur CTK.
Das traditionelle Urlaubsland Griechenland plant indes ein Ende der Quarantänepflicht für Urlauber aus einigen Staaten, darunter Österreich. Dies soll allerdings auf bilateraler Ebene vereinbart werden. "Tourismus mit Quarantäne kann es nicht geben", erklärte Regierungssprecher Stelios Petsas am Freitag im griechischen Fernsehsender Mega. Nach Informationen aus Regierungskreisen führt Athen bilaterale Gespräche mit Zypern, Österreich, Tschechien, Bulgarien und auch mit Israel, meldete die deutsche Presse-Agentur (dpa).
Griechenland zählt zur Gruppe jener "smarten Länder", mit denen sich Österreich in der Coronakrise eng abstimmt. Bundeskanzler Kurz hatte aber Ende April nach einer ersten Videokonferenz dieser Länder auf eine Frage der APA, ob sich Österreicher nun Hoffnungen auf eine Ägäis-Urlaub machen können, gesagt: "Da wäre ich sehr zurückhaltend."
Lockerungen stufenweise
Deutschland, Österreich und die Schweiz hatten diese Woche einen Stufenplan für Lockerungen verkündet. Demnach wird die Reisefreiheit zwischen den drei Staaten ab 15. Juni wiederhergestellt, doch werden schon ab dem morgigen Samstag nur noch Stichprobenkontrollen durchgeführt. Christian Bock von der Schweizer Zollverwaltung betonte aber am Freitag, dass das Grenzregime nicht für touristische Reisen gelte. Untersagt seien auch Einreisen, um zu tanken oder einzukaufen, betonte er nach Angaben der Nachrichtenagentur Keystone-sda am Freitag in Bern.
In Deutschland gab das Innenministerium bekannt, dass künftig nur noch Einreisende in Quarantäne geschickt werden sollen, die aus Ländern mit mehr als 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen kommen. Dies ist ein Wert, der derzeit von praktisch allen EU-Staaten unterschritten wird. Der deutsche Außenminister Heiko Maas kündigte laut einem Sprecher an, sich in der kommenden Woche mit "EU-Zielländern" über den Sommertourismus ab 15. Juni absprechen zu wollen, meldete dpa.
Während die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen am Freitag die Binnengrenzkontrollen aufhoben, gab die norwegische Ministerpräsidentin Erna Solberg laut Reuters bekannt, dass es noch bis zum 20. August bei der Quarantänepflicht für Einreisende bleiben solle. Italien will ab 18. Mai die Reisefreiheit innerhalb einzelner Regionen ermöglichen, ab 3. Juni im ganzen Land. Spanien hat hingegen erst diese Woche eine zweiwöchige Quarantäne für alle Einreisenden verhängt.