Weltweit bewegt sich die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Mitarbeiter im Gesundheits- und Pflegebereich nach Zählung des Internationalen Verbands der Pflegekräfte (ICN) auf 100.000 zu. Mehr als 260 von ihnen seien an der Infektion gestorben. Der Verband bezieht sich auf Zahlen, die Mitgliedsorganisationen gemeldet haben - bei weitem nicht aus allen Ländern der Welt.
Deshalb sei die wahre Zahl wahrscheinlich deutlich höher, sagte Verbandschef Howard Catton am Donnerstag in Genf. In einigen Ländern seien zehn und mehr Prozent der Infizierten aus dem Pflegebereich. Der Verband repräsentiert rund 20 Millionen Krankenschwestern- und -pfleger in mehr als 100 Ländern.
Die Krankenschwester Aline Salgado aus Mexiko berichtete von Ängsten und Anfeindungen. Viele Kolleginnen lebten in Angst, sich selbst zu infizieren und das Virus an ihre Familien weiterzugeben, sagte sie. Gleichzeitig würden Pflegekräfte auf offener Straße angefeindet, weil sie einigen Menschen als Träger des Virus gelten. Salgado sagte, sie habe sich bei der Arbeit selbst infiziert und war zu Hause in Quarantäne.
Weltweit hätten schon vor der Krise sechs Millionen Pflegekräfte gefehlt, sagte Catton. Die Coronakrise könne dazu führen, dass sich weniger Menschen für diesen Beruf entscheiden. In den reichen Ländern seien 16 Prozent der Pflegekräfte Ausländer oder im Ausland ausgebildet worden. Grenzschließungen machten die Anwerbung jetzt schwierig. Andererseits könne es problematisch werden, wenn reiche Länder mehr Pflegekräfte aus dem Ausland anwerben und in den Heimatländern dann Personal fehle.
Der Verband verlangte eine systematische Registrierung aller Infizierten im Pflegebereich. Unklar sei, ob sie sich vor allem in Intensivstationen mit Covid-19-Patienten ansteckten oder auf anderen Stationen, oder ob langen Schichten eine Rolle spielten. Eine Theorie ist, dass Pflegekräfte mit 13 oder mehr Dienststunden am Stück womöglich aus Übermüdung Vorsichtsmaßnahmen vergessen.