Die Anhörung zum US-Antrag auf Auslieferung des Wikileaks-Gründers Julian Assange ist auf September verschoben worden. Ein genaues Datum dafür steht aber noch nicht fest. Der Termin war ursprünglich am 18. Mai geplant, aber wegen der Coronavirus-Pandemie nicht mehr haltbar. Eine weitere - lediglich prozesstechnische - Anhörung soll am 1. Juni stattfinden.

Der 48-jährige Assange hatte an dem Gerichtstermin am Montag nicht per Videoschaltung teilgenommen. Er fühlte sich nach Angaben der Nachrichtenagentur PA unwohl. Der gebürtige Australier sitzt seit etwa einem Jahr im Londoner Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh. Die Unterstützergruppe Bridges for Media Freedom forderte wegen der Pandemie und der Länge des Gefängnisaufenthalts seine Freilassung.

175 Jahre Haft drohen

Die US-Justiz wirft ihm vor, der Whistleblowerin Chelsea Manning geholfen zu haben, geheimes Material von US-Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan zu veröffentlichen. Dabei soll Washington zufolge insbesondere die Sicherheit von US-Informanten aufs Spiel gesetzt worden sein. Bei einer Verurteilung in allen 18 Anklagepunkten drohen Assange bis zu 175 Jahre Haft. Assange bestreitet die Vorwürfe. Die Wikileaks-Enthüllungen hatten auch zur Aufdeckung von Kriegsverbrechen durch amerikanische Soldaten geführt.

Assange hatte sich aus Angst vor einer Auslieferung an die USA 2012 in die ecuadorianische Botschaft in London geflüchtet. Damals lag gegen ihn ein europäischer Haftbefehl wegen Vergewaltigungsvorwürfen in Schweden vor. Die Ermittlungen wurden jedoch später eingestellt.

Die britische Polizei verhaftete Assange im April 2019, weil er mit der Flucht in die Botschaft gegen Kautionsauflagen verstoßen hatte. Er wurde zu einem knappen Jahr Gefängnis verurteilt.