Er habe bei einer Berechnung um 6000 Fälle daneben gelegen und Verwirrung ausgelöst, gab Gesundheitsminister Jens Spahn am Sonntag in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin" zu. Die Suche nach einem Impfstoff könne aber auch Jahre dauern, sagte Spahn zudem.
Eine falsche Zahl hatte daraufhin auch Kanzlerin Angela Merkel bei der Pressekonferenz nach dem Bund-Länder-Gipfel am Donnerstag genannt. Das Kanzleramt wollte sich auf Anfrage dazu nicht äußern.
Spahn hatte einen Tag vor dem Bund-Länder-Treffen von 37.000 akut Infizierten gesprochen. Diese Zahl ergebe sich aus den 157.000 Infizierten insgesamt und 120.000 inzwischen Genesenen. Außer Acht gelassen hatte er bei dieser Subtraktion die Zahl der Toten, die bei über 6000 lag. Infektiös waren also eigentlich nur noch etwa 31.000 Menschen und nicht 37.000 Menschen.
In einem Gastbeitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" hatte Spahn dann von etwa 40.000 Infizierten geschrieben. Diese Zahl griff offenkundig auch Merkel bei der Pressekonferenz nach dem Bund-Länder-Gipfel einen Tag später auf. Auf die Frage eines Journalisten nach den von ihr genannten unterschiedlichen Parametern für eine mögliche Lockerung der Corona-Auflagen, antwortet sie: "Heute liegen wir aktuell bei 40.000 Infizierten und einer Gesamtzahl von 150.000 bis 160.000."
Um Drittel zu hoch
Tatsächlich waren auf Basis der Zahlen der Robert-Koch-Instituts (RKI) am Donnerstag aber nur noch gut 29.000 Menschen infektiös. Merkel und Spahn hatten also eine um fast ein Drittel höhere Größenordung genannt. Da die Fälle der Genesenen täglich die der neu infizierten weit übersteigt und es weiterhin Todesfälle gibt, sinkt die Zahl der infektiösen Menschen weiter. Mit Stand vom Sonntag betrug sie rund 25.000 - wie auch Spahn in der ARD bestätigte.
Die Zahl ist auch mit Blick auf mögliche Lockerungen der Corona-Auflagen wichtig. Denn um die Epidemie im Griff zu halten, müssen die Infektiösen ermittelt und isoliert werden können. Dafür werden gerade die Gesundheitsämter gestärkt. Das RKI hatte gesagt, bei täglichen Neuinfektionszahlen von unter 1000 sei dies vermutlich möglich. In den vergangenen beiden Tagen wurde diese Marke bei den gemeldeten Fällen unterschritten. Allerdings weist das RKI darauf hin, dass verschiedene Gesundheitsämter wegen des Feiertagswochenendes keine Daten geliefert hätten.
Die Suche nach einem Impfstoff gegen das Coronavirus kann nach Einschätzung von Spahn womöglich noch Jahre dauern. Es gebe vielversprechende Ansätze, aber die Entwicklung von Impfstoffen sei "das Herausforderndste, mit das Schwierigste, das es gibt in der Medizin", sagte der CDU-Politiker im ARD-"Bericht aus Berlin" außerdem. "Ich freue mich, wenn es in wenigen Monaten gelänge." Aber man müsse auch realistisch bleiben: "Es kann auch Jahre dauern, weil es natürlich auch Rückschläge geben kann, das haben wir bei anderen Impfstoffen gesehen."