Nach dem Rücktritt eines beliebten Ministers steht Brasilien neben einer Wirtschaftsflaute und der Coronavirus-Pandemie nun auch vor einer politischen Krise. Justizminister Sergio Moro warf Präsident Jair Bolsonaro am Freitag Einmischung in die Arbeit der Polizei ein. Dieser hatte zuvor den Chef der Bundespolizei Mauricio Valeixo entlassen.
Moro galt als Vertreter einer harten Linie im Kampf gegen die Korruption, ein zentrales Thema im Wahlkampf 2018. Bolsonaro kündigte auf Twitter an, er werde im Laufe des Tages "die Wahrheit erzählen" über Moros Rücktritt. Valeixo habe selbst um seine Entlassung gebeten.
Die brasilianische Börse brach nach Moros Rücktritt zunächst um mehr als neun Prozent ein. Der Bovespa hat in diesem Jahr bereits 36 Prozent verloren. Der Real fiel um bis zu drei Prozent auf ein Rekordtief zum Dollar. "Diese Regierung hat eine beeindruckende Fähigkeit zur seriellen Misswirtschaft", sagte der Chefökonom Jason Vieira von Infinity Asset Management.
Bolsonaro steht bereits wegen seines Vorgehens im Kampf gegen die Pandemie unter Druck. Nach den Daten des Gesundheitsministeriums vom Donnerstag stieg die Zahl der neuen Todesfälle auf einen Rekordwert von 407 bei 3735 neu entdeckten Ansteckungen. Insgesamt sind 3.313 Todesfälle und fast 50.000 Infektionen registriert.