Die Umweltschutzorganisation Global 2000 sieht im Inbetriebnahme-Verfahren des AKW-Bauprojekts Mochovce 3 in der Slowakei weiterhin schwere Mängel. Zentrale Anlageteile des Reaktors hätten noch gar nicht getestet werden können, weil sie weiterhin kaputt seien, kritisierte Global 2000 am Freitag in einer Aussendung. Mehrere Auflagen der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) seien zudem weiterhin nicht erfüllt worden.
So seien in Bezug auf das Szenario eines Flugzeugabsturzes nur Simulationen zu kleinen Sportflugzeugen gemacht worden, und auch diese Daten aus Sicherheitsgründen nicht veröffentlicht worden, bemängelten die Atomgegner. Zudem berichtete Global 2000 von Schäden an den Kühltürmen, deren Reparatur noch mehrere Monate dauern werde.
"Zahlreiche andere Fälle von essenziellen, unfertigen und ungetesteten Anlagenteilen finden sich im Vorschlag für die Betriebsgenehmigung", kritisiert die NGO. Es sei aus heutiger Sicht noch nicht abschätzbar, "wie bzw. ob einige dieser Anlagenteile überhaupt repariert werden können und welche Auswirkungen dies wieder auf andere Teile der bereits 35 Jahre alten, laufend umgebauten Anlage haben würde."
Pandemie erschwert Arbeiten
Wegen der Reisebeschränkungen aufgrund der Coronavirus-Pandemie könnten außerdem tschechische Fachkräfte derzeit die Fertigstellung der Arbeiten in Mochovce nicht überwachen. Die Pandemie erschwere auch die Arbeiten selbst. "Das einzig seriöse Vorgehen für die slowakische Atomaufsicht ist jetzt, das Inbetriebnahme-Verfahren für Mochovce 3 auszusetzen und keine Betriebserlaubnis zu erteilen, da die essenziellen Anlagen überhaupt nicht einsatzbereit und getestet sind - und das während der Corona-Krise auch unmöglich ist", forderte der Atomsprecher von GLOBAL 2000 Reinhard Uhrig. Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) fordert er auf, sich dafür einzusetzen.
Im Atomkraftwerk Mochovce sollten schon 2012 und 2013 ein dritter und vierter Reaktorblock in Betrieb gehen. Der Bau verzögerte sich aber seither immer wieder. Global 2000 kritisiert seit langem, das unvollendete Kraftwerk weise schwere Sicherheitsmängel auf. Das slowakische Atomaufsichtsamt wies zwar die meisten Vorwürfe der österreichischen Atomkraftgegner als "inkompetent" zurück, verweigerte der Betreiberfirma jedoch bisher die Betriebsgenehmigung wegen nicht vollständig behobener Baumängel.