Angesichts drastischer Corona-Ausgangsbeschränkungen im südlichen Afrika hat Amnesty International die Regierungen in der Region aufgefordert, ihren Bürgern Nahrungsmitteln zu Verfügung zu stellen. Millionen Menschen in der Region müssten wegen der Restriktionen hungern, warnte die Menschenrechtsorganisation am Freitag.
"Die Mehrheit der Menschen lebt von der Hand in den Mund; das bedeutet, dass sie es sich nicht leisten können, eine Woche lang - geschweige denn einen Monat - im Lockdown zu verbringen, weil sie keine finanziellen Mittel für das Anlegen von Vorräten haben", sagte der Amnesty-Direktor für das östliche und südliche Afrika, Deprose Muchena. Viele stünden vor der Wahl: Entweder die Maßnahmen einhalten und hungern oder für Besorgungen ausgehen und Strafen riskieren.
In Südafrika etwa wurden bereits Lebensmittelgeschäfte geplündert. Der Kap-Staat hat Ende März eine der weltweit strengsten Ausgangssperren verhängt, zugleich die Landgrenzen geschlossen und den Personen-Flugbetrieb eingestellt.
Nach Ansicht von Amnesty sollten die Länder in der Region erwägen, Lebensmittelsubventionen zu gewähren oder Lebensmittel direkt an "diejenigen zu liefern, die nicht in der Lage sind, sich selbst zu versorgen".
Gewalttätige Polizisten und Soldaten
Amnesty kritisierte zudem, dass die mit der Durchsetzung der Ausgangssperren beauftragten Polizisten und Soldaten in Sambia, Simbabwe, Mosambik und Angola "unverhältnismäßige Gewalt" anwendeten.
Bis Donnerstag gab es mehr als 17.700 bestätigte Infektionen mit Sars-CoV-2 und 916 gemeldete Todesfälle auf dem Kontinent. Viele afrikanische Länder haben unterschiedlich strenge Einschränkungen der Bewegungsfreiheit und von sozialen Kontakten eingeführt.