Im Fall des ermordeten slowakischen Investigativ-Journalisten Jan Kuciak und seiner Verlobten ist ein weiteres Urteil gefallen. Das Spezialisierte Strafgericht in der Kleinstadt Pezinok hat am Montag den Todesschützen Miroslav M. wegen vorsätzlichen Mordes für schuldig befunden und zu 23 Jahren Freiheitsentzug verurteilt.

Der Angeklagte habe zwei nur 27-jährige Menschen ermordet, die ihr Leben noch vor sich hatten, begründete Senatsvorsitzende Ruzena Sabova nach der Urteilsverkündung. "Brutal" und "kaltblütig" habe er dabei auch die Partnerin des Journalisten, Martina Kusnirova, erschossen, deren Tod ja nicht bestellt war, betonte sie.

Hauptverhandlung mit Auftraggeber

Gegen den eigentlichen Ausführenden des Mordes wurde in einem getrennten Verfahren vorgegangen, da dieser geständig ist und mit der Polizei zusammengearbeitet hatte. M. stand wegen dreifachen Mordes vor Gericht. Er hatte neben den Todesschüssen auf Kuciak und seine Verlobte auch noch einen länger zurückliegenden Raubmord an einem Unternehmer zugegeben.

Das Strafgericht, das lediglich noch über das Strafausmaß zu entscheiden hatte, sah das Geständnis und die Kooperation von M. dennoch als mildernde Umstände an und blieb zwei Jahre unter den von der Staatsanwaltschaft geforderten 25 Jahren. Zugleich soll M. Entschädigungsgelder an Hinterbliebene der Opfer in der Gesamthöhe von 180.000 Euro bezahlen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, der zuständige Staatsanwalt kündigte bereits Berufung an.

Im Kuciak-Mordfall geht es um das bereits zweite Urteil in der Reihe. Ende Dezember letzten Jahres wurde ein Kronzeuge, der mit der Staatsanwaltschaft eine Vereinbarung unterzeichnet hatte, zu 15 Jahren verurteilt. Ihm wurde zur Last gelegt, den Mordauftrag gegen Bezahlung an weitere Auftragstäter geleitet zu haben.

Die eigentliche Hauptverhandlung im Kuciak-Fall, in der zusammen mit dem mutmaßlichen Auftraggeber Marian K. noch zwei weitere Mitangeklagte vor Gericht stehen, soll am 15. April fortgesetzt werden. Die für März angesetzten Verhandlungstage wurden wegen der Corona-Pandemie gestrichen. Alle drei Angeklagten bestanden bei der Eröffnung der Hauptverhandlung im Jänner auf ihrer Unschuld. Im Falle einer Verurteilung droht ihnen bis zu lebenslang.

Der Aufdeckreporter Kuciak und seine Lebensgefährtin Kusnirova wurden am 21. Februar 2018 in ihrem Haus im westslowakischen Velka Maca erschossen. Der Journalist hatte zuvor zu Korruption und Verstrickungen von Politik und Geschäftemacherei recherchiert, womit er dem einflussreichen Geschäftsmann Marian K. in die Quere gekommen sein dürfte. Die Bluttat hat die Slowakei politisch und gesellschaftlich zutiefst erschüttert und führte bei der Parlamentswahl Ende Februar zur Abwahl der seit Jahren regierenden sozialdemokratischen Smer-Partei. Ihr wurde die Hauptschuld für mafiaähnliche Zustände und wuchernde Korruption im Land zugeschrieben.