In Deutschland haben Erneuerbare Energien heuer in den ersten drei Monaten erstmals mehr als die Hälfte des Stromverbrauchs in Deutschland gedeckt. Von Jänner bis März wurden rund 52 Prozent des Verbrauchs mit Wind, Sonne, Wasserkraft und anderen Ökoenergien erzeugt.
Das zeigen erste Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres hatte der Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttoinlandsstromverbrauch nur 44,4 Prozent betragen.
Kombination von Sondereffekten
Der deutliche Anstieg des Ökostromanteils sei Folge einer Kombination von Sondereffekten, hieß es. Auf einen Windrekord im Februar folgte der März mit außergewöhnlich vielen Sonnenstunden. Zudem sei der Stromverbrauch um ein Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gesunken. Das sei eine Folge der vergleichsweise schwachen Konjunktur sowie des Rückgangs der Industrieproduktion aufgrund der Coronakrise in der letzten Märzwoche.
Betrachtet man die gesamte Stromerzeugung in Deutschland von bisher fast 158 Mrd. Kilowattstunden, betrug der Ökoanteil 49 Prozent. In dieser Zahl ist auch der exportierte, nicht in Deutschland verbrauchte Strom enthalten. Mit Sonne, Wind und anderen regenerativen Quellen wurden rund 77 Mrd. Kilowattstunden erzeugt, etwa 10 Mrd. Kilowattstunden mehr als im ersten Quartal 2018. Aus konventionellen Energieträgern stammten etwa 81 Mrd. Kilowattstunden, gut 20 Milliarden weniger als im ersten Quartal 2019.
Wind an erster Stelle
Größter Ökostromlieferant waren Windräder an Land mit fast 43 Mrd. Kilowattstunden. Gut 11 Mrd. Kilowattstunden stammten aus Biomasse, 9 Milliarden von Windparks auf See. Die Photovoltaik (PV) steuerte rund 7 Mrd. Kilowattstunden bei, die Wasserkraft etwa 5 Mrd. Kilowattstunden. Der Rest entfiel auf Siedlungsabfälle und Geothermie.
"Die Leistungsfähigkeit der Erneuerbaren ist sehr erfreulich", kommentierte Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, die Zahlen. Es handle sich aber um eine Momentaufnahme, in die viele Sondereffekte hineinspielten. "Die Rekordzahlen stehen in scharfem Kontrast zur dramatischen Situation beim aktuellen Ausbau von Wind- und PV-Anlagen." Würden die Hindernisse für einen weiteren Ausbau nicht zügig beseitigt, sei das Ziel von einem Ökostromanteil von 65 Prozent bis 2030 kaum zu erreichen.
"Gerade angesichts des wirtschaftlichen Einbruchs durch die Corona-Krise lohnen sich mehr Investitionen in erneuerbare Energien", sagte ZSW-Vorstand Frithjof Staiß. Bei der Errichtung von Windenergie- und Solaranlagen bleibe im Vergleich zur Nutzung fossiler Energien ein deutlich größerer Anteil der Wertschöpfung im Land. "Das wirkt sich positiv auf die Konjunktur und die Unternehmen aus." Für Investoren seien Erneuerbare-Energien-Projekte wenig risikobehaftet und eine finanziell lohnende Option.