Angesichts des mehrwöchigen Produktionsstopps infolge der Coronavirus-Epidemie will Italien sechs Milliarden Euro für die Einführung eines "Notstandseinkommens" locker machen. Davon sollen zehn Millionen Selbstständige sowie Personen mit unsicheren Jobs profitieren, die wegen der Epidemie ihre Arbeit verloren haben, wie die Tageszeitung "La Repubblica" berichtete.
Der Betrag von 600 Euro, der von der Regierung Selbstständigen im März gewährt wurde, soll aufgestockt werden. Italien hat im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie bereits ein 25 Milliarden Euro schweres Konjunkturpaket in die Wege geleitet.
"Ein Notstandseinkommen ist notwendig, um Menschen ohne Einkommen zu unterstützen. Wer die Arbeit verloren hat und nicht weiß, wie er weitermachen soll, darf nicht allein gelassen werden. Wir sind eine Gemeinschaft", twitterte die römische Bürgermeisterin Virginia Raggi.
Einkaufsgutscheine und Lebensmittelpakete
Der Anti-Mafia-Experte und Senator der Regierungspartei "Liberi e uguali", Pietro Grasso, warnte vor der Gefahr, dass die Epidemie eine Wirtschaftskrise auslöst, die im industriearmen Süden zu einer sozialen Bombe werden könnte. Die Gefahr sei, dass in diesem Zustand die Kriminalität und die Mafia florieren. "Sicherheiten sind zusammengebrochen. Wir müssen unsere ganze wirtschaftliche und soziale Struktur überdenken", sagte Grasso im Interview mit "Huffington Post".
Die italienische Regierung will Familien helfen, die in finanziellen Nöten sind. Ministerpräsident Giuseppe Conte kündige am Samstagabend an, dass seine Regierung dafür 4,3 Milliarden Euro ausgeben wolle. Die Bürgermeister der Gemeinden sollten das Geld in Einkaufsgutscheine und Lebensmittelpakete investieren.
In Italien hat die Coronavirus-Pandemie offiziellen Angaben zufolge inzwischen mehr als 10.000 Todesopfer gefordert. Der Zivilschutz bestätigt am Samstagabend 889 neue Todesfälle. Damit erhöhte sich die Gesamtzahl der Toten auf 10.023.