Marlene Kapeller, Universitat Autonoma Barcelona, Spanien
Alles hatte so schön angefangen. Anfang Februar war die 20-jährige Marlene Kapeller, die an der Pädagogischen Hochschule in Graz Volksschullehramt studiert, nach Barcelona aufgebrochen, um dort ihr Auslandssemester anzutreten. “Ich habe mir mit zwei Mitbewohnerinnen eine Wohnung geteilt. Die Stadt ist ein Traum”, so die Studentin, die ursprünglich aus Wolfsberg in Kärnten stammt. “Zu Beginn haben wir über das Coronavirus noch Scherze gemacht und es nicht hundertprozentig ernst genommen”, gibt Kapeller zu. Als die Ausgangsbeschränkungen in Österreich ausgerufen werden, herrschte in Spanien noch gute Laune. “Die Bars waren geöffnet und in Spanien hat man zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich etwas von der Krise gespürt”, erinnert sich die Wolfsbergerin. “Wir haben uns gedacht: Es wird schon nichts sein.”
Dann ging aber alles ganz schnell. “Es war ein Freitag, der 13. März, und wir waren gerade an einer Schule, um zu unterrichten, eineinhalb Stunden mit den Öffis von unserem Wohnort entfernt. Auf einmal wurde uns gesagt, dass die Schulen geschlossen werden und wir nach Hause gehen sollen. Mitten am Tag. Auch die Uni hat an dem Tag zugemacht.”
In wenigen Stunden wendete sich die Situation von Grund auf, erzählt die Studentin. Auch Cafés und Bars schlossen ihre Türen. Eine spanische Freundin übersetzte der Kärntnerin die Nachrichten im Fernsehen. “Wir haben von dem, was im Fernsehen gesagt wurde, nichts verstanden, es gab auch keine deutschen Nachrichten, die wir hätten hören können, um zu erfahren, was passiert”, so Kapeller. Die Geschehnisse zuhause haben Kapeller und ihre Mitbewohnerinnen mitbekommen, die Pressekonferenzen der Regierung verfolgten sie über den Livestream mit. “Nachdem wir von der Uni nicht wirklich informiert wurden, haben wir bei der österreichischen Botschaft angerufen und die haben uns angeraten, so schnell wie möglich heimzukommen.”
Schnelle Heimreise
Vier Stunden lang berieten sich Kapeller und ihre Mitbewohnerinnen am gleichen Abend über das weitere Vorgehen - und entschieden sich, ihre Koffer zu packen. “Wir haben gleich für den nächsten Tag einen Flug gebucht.” In einer Nacht- und Nebelaktion packten die Studentinnen ihre Sachen und räumten die Wohnung notdürftig zusammen. “12 Stunden nachdem wir den Flug gebucht hatten, saßen wir schon im Flieger. Ein Taxi brachte sie zum Flughafen. “Wir wussten ja nicht, ob der öffentliche Verkehr jetzt ebenfalls still steht.” Den Flug nach Hause beschreibt die 20-Jährige als entspannt. “Es war alles wie an einem ganz normalen Tag, das hat mich gewundert. Auch in Wien wurden keine Kontrollen oder dergleichen durchgeführt.”
Zuhause angekommen, kontaktierte die Wolfsbergerin die Hotline, um sich nach dem weiteren Vorgehen zu erkundigen. “Ich habe gefragt, ob ich jetzt in Quarantäne muss oder worauf ich jetzt zu achten habe und mir wurde gesagt, dass das nicht notwendig sei, solange ich keine Symptome habe”, so Kapeller. Da die 20-Jährige ihre Wohnung für den Zeitraum ihres Auslandssemesters untervermietet hat, lebt sie jetzt bei ihren Eltern in Wolfsberg. Bis Juli hätte sie eigentlich in Spanien bleiben sollen. “Ich bin wirklich traurig, dass alles so ein abruptes Ende genommen hat, aber ich bin auch froh, jetzt in Österreich zu sein, denn die Lage in Spanien ist inzwischen eine Katastrophe”, sagt Kapeller. Ihre Kurse, die sie in Spanien begonnen hat, kann sie online zu Ende bringen. “Das hat die Uni zum Glück super gelöst, darüber bin ich froh.”
Rückreise über eine geschlossene Grenze
Michael*, Galizien, Spanien
“Ich war bevor das alles losging über Erasmus in Spanien, genauer gesagt in Galizien, um dort ein Praktikum in einer Schule zu machen. Es hat mir sehr gut gefallen, deswegen habe ich auch als es langsam losging mit der Corona-Epidemie und es in Madrid immer mehr Fälle gab noch gezögert, ob ich zurückreisen soll. Die Botschaft hat dann aber dringend dazu geraten, also habe ich begonnen meine Rückreise zu planen. Direktflüge aus Spanien nach Wien gab es kaum mehr, deswegen habe ich mir einen Flug aus Porto gebucht und einen Bus zum Flughafen.
Um zehn Uhr morgens an meinem Abreisetag bin ich zur Bushaltestelle gegangen und hatte mein gesamtes Gepäck dabei. Dort angekommen, wurde mir mitgeteilt, dass die Grenze nach Portugal mittlerweile geschlossen sei, und keine Busse mehr fahren würden. Ich bin dann zurück in meine Wohnung und habe mich nach Alternativen umgesehen, aber andere Flüge hätten alle über 500€ gekostet und wären über ziemliche Umwege geflogen. Ich habe dann meine Mitbewohnerin gefragt, ob sie es versuchen würde mich mit dem Auto über die portugiesische Grenze zu fahren. Zu dem Zeitpunkt waren die Grenzen eigentlich nur noch für Menschen offen, die in der jeweiligen Grenzregion des anderen Landes arbeiten. Ich habe noch versucht mit der Botschaft zu sprechen, um zu sichern, dass wir über die Grenze kommen, aber dort konnte man mir keine genaue Auskunft geben. Wir haben es dann einfach versucht.
Meine Mitbewohnerin ist Französin, ich bin Deutscher, deswegen hatten wir Sorge, ob wir reingelassen werden und auch, ob meine Mitbewohnerin dann wieder zurück nach Spanien kommt aber wir hatten Glück und beides war kein Problem. In Porto bin ich dann ziemlich erleichtert in den Flieger gestiegen, doch auch da lief nicht alles rund. Anscheinend waren so mittlerweile so viele spanische Fluglotsen in Quarantäne, dass nur noch weniger Flüge in den spanischen Luftraum gelassen wurden. Das wurde uns zumindest so gesagt. Nach nervenaufreibenden 14 Stunden Reise war ich dann auch zurück in Graz und ziemlich erleichtert."
*Anmerkung: Name von der Redaktion geändert