Das Jahr 2020 könnte für den Amazonaswald in Brasilien und Bolivien noch schlimmer werden als das Vorjahr, in dem der Wald großflächig in Flammen stand. Das sagte Romulo Batista, Sprecher von Greenpeace Brasil. "Die Tendenz ist, dass die Zerstörung steigen wird." Die vorläufigen Daten des Nationalen Instituts für Weltraumforschung (Inpe) deuten im Fall Brasiliens auf eine Zunahme hin.
Allein im Jänner sind im brasilianischen Amazonasgebiet demnach 284 Quadratkilometer Regenwald durch Abholzung und Brandrodung verloren gegangen. Das ist mehr als doppelt so viel wie im Vorjahreszeitraum. 2019 war das erste Jahr von Jair Bolsonaro als brasilianischer Präsident. "Wir haben eine Regierung, die erklärterweise gegen die Umwelt ist", sagt Batista. "Sie hat alle Versprechen erfüllt und ist noch darüber hinausgegangen."
Präsident Bolsonaro hatte bereits im Wahlkampf angekündigt, Amazonien zur wirtschaftlichen Nutzung freizugeben und die Strafen für Verstöße zu reduzieren, was Holzfäller, Goldsucher und andere ermutigt und die Abholzung und Brandrodung in geschützten Gebieten befördert. Erstmals seit 2009 wurden wieder mehr als 10.000 Quadratkilometer Wald abgeholzt, 30 Prozent mehr als 2018. Zudem gab es 30.000 Brände, dreimal so viele wie im August 2018 und die höchste Zahl seit 2010.
Die Brände in Bolivien zerstörten fast 20.000 Quadratkilometer Wald. Die meisten Feuer werden Experten zufolge in beiden Ländern gelegt, um Flächen für Landwirtschaft und Viehzucht bereitzustellen. Ein kleiner Teil bleibt ungenutzt zurück und beginnt einen Prozess der Erholung. Aber dass er den Zustand des Primärwaldes erreiche, sei zweifelhaft, sagt Batista: "Der Regenwald ist Millionen Jahre alt und die Artenvielfalt unendlich groß."