Wegen mutmaßlicher Putsch-Pläne sind in Saudi-Arabien laut Medienberichten drei Prinzen festgenommen worden, darunter ein Bruder und ein Neffe von König Salman. Salmans Bruder Prinz Ahmed bin Abdulaziz al-Saud und seinem Neffen Prinz Mohammed bin Nayef werde Verrat zur Last gelegt, berichtete die US-Zeitung "Wall Street Journal" unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen.
Die beiden seien am Freitagmorgen zu Hause von königlichen Wachen festgenommen worden, schrieb das "WSJ". Ihnen werde ein Putsch zur Entmachtung des Königs und von Kronprinz Mohammed bin Salman zur Last gelegt, daher drohe ihnen lebenslange Haft oder die Todesstrafe.
Auch die "New York Times" berichtete über die Putschvorwürfe. Nach ihren Informationen wurde auch Prinz Nayefs jüngerer Bruder Prinz Nawaf bin Nayef, festgenommen. Die saudi-arabischen Behörden nahmen auf Nachfrage zunächst keine Stellung zu den Berichten.
Mit den Festnahmen könnte Kronprinz Mohammed seine Macht als de-facto-Herrscher weiter ausbauen. In der Vergangenheit hat er bereits prominente Geistliche, Prinzen, Unternehmer und Aktivisten inhaftieren lassen.
Prinz Mohammed fühle sich gestärkt, sagte die Expertin Becca Wasser von der US-Denkfabrik Rand Corporation. Er habe schon "jede Bedrohung für seinen Aufstieg beseitigt und Kritiker seines Regimes ohne jedes Nachspiel ins Gefängnis gebracht oder ermordet". Die Festnahmen, über die nun berichtet werde, seien "ein weiterer Schritt, um seine Macht zu stützen und eine Botschaft an alle - inklusive die Königsfamilie -, sich ihm nicht in den Weg zu stellen."
Saudi-Arabien hat derzeit mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen. Wegen der weltweiten Ausbreitung des neuartigen Coronavirus sind die Preise für Erdöl, die wichtigste Einnahmequelle des Golfstaates, gefallen. Zum Schutz vor der Epidemie setzte Saudi-Arabien die Umrah, die sogenannte kleine Pilgerfahrt, nach Mekka und Medina aus. Damit steht auch in Frage, ob die große muslimische Pilgerfahrt Hadsch Ende Juli stattfinden kann. Hadsch und Umrah bringen alljährlich Millionen Menschen nach Saudi-Arabien und sind somit eine wichtige Einnahmequelle für den Golfstaat.