Die Ozonschicht über dem Nordpol ist in diesem Winter überdurchschnittlich stark geschrumpft. Grund dafür seien besonders niedrige Temperaturen in einer hohen Luftschicht, der Stratosphäre, und ein stabiler Polarwirbel, teilte das Forschungszentrum Jülich am Donnerstag mit.

Demnach sei der Ozongehalt über die vergangenen drei Monate stetig gesunken und liege Anfang März nun gut 18 Prozent niedriger als in Wintern ohne besondere Wettereinflüsse. Gegenwärtig bestehe wegen des noch niedrigen Sonnenstands jedoch keine Gefahr durch hohe UV-Strahlung.

Messwerte sollten sich normalisieren

Die Ozonschicht über der Arktis ist im Jahreszyklus immer um diese Jahreszeit besonders dünn. Sie wird sich nach Angaben der Stratosphärenforscher Jens-Uwe Grooß und Rolf Müller aber im deutschen Jülich schon bald wieder erholen. "Wenn es zu warm wird für diese ozonzerstörenden Prozesse, ist der Spuk schnell wieder vorbei", sagte Müller. Sobald die Temperaturen in den nächsten Tagen oder Wochen steigen, werde der Ozonabbau gestoppt und die Messwerte normalisierten sich.

Einen noch stärkeren Ozonabbau als derzeit hatte es den Angaben zufolge zuletzt nur im Winter 2015/16 gegeben. Auch damals war eine Kälteperiode die Ursache.

Die Produktion der ozonzerstörenden Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) ist seit Langem verboten. Dennoch sei bisher in der Arktis noch kein deutlicher Trend zur Erholung zu erkennen, sagte Müller. Die Lebensdauer der FCKW betrage 50 bis 100 Jahre. Langfristig sei mit einer Erholung zu rechnen - in ganz grob 50 Jahren, falls die Produktion ozonzerstörender Stoffe nicht wieder zunehme, sagte Müller.

Das Ozonloch über der Antarktis, dessen Entdeckung 1985 zur Verabschiedung des Montreal Protokolls und damit zum schrittweisen Verbot der FCKW geführt hatte, scheint sich langsam zu schließen. 2019 war es so klein wie seit rund 30 Jahren nicht mehr.