Wegen der drastischen Maßnahmen in China zur Eindämmung des neuartigen Coronavirus leiden Angehörige der muslimischen Minderheit der Uiguren in der Provinz Xinjiang nach Angaben von Aktivisten unter Hunger. Die unter Quarantäne stehenden Menschen in Xinjiang verfügen nicht über ausreichend Nahrung, Medikamente sowie andere Güter zur Deckung ihrer Grundbedürfnisse.
Die in Washington ansässige Organisation Uighur Human Rights Project teilte am Mittwoch unter Berufung auf Bild- und Videomaterial sowie Augenzeugen mit, in der Region im Nordwesten Chinas herrsche eine besorgniserregende Nahrungsmittelknappheit. Auf einem Video, das den Aktivisten zufolge in der vergangenen Woche aufgenommen worden sein soll und dessen Authentizität sie nach eigenen Angaben bestätigen konnten, schreit ein Mann einen Beamten an: "Ich bin am Verhungern. Meine Frau und meine Kinder verhungern." Anschließend schlägt er seinen Kopf gegen einen Mast und fügt hinzu: "Wollen Sie mich umbringen? Töten Sie mich einfach."
Zwei Meter hohe Metallzäune
Der US-Sender Radio Free Asia hatte zuvor berichtet, dass Behörden in der Stadt Artux in Xinjiang knapp zwei Meter hohe Metallzäune errichtet hätten, um die Bewohner daran zu hindern, ihr Wohngebiet zu verlassen. Die chinesischen Behörden hatten nach Angaben der Aktivisten Ende Jänner nahezu ohne Vorankündigung Teile der Provinz Xinjiang unter Quarantäne gestellt. Zuvor waren demnach zwei Fälle von Ansteckung mit dem Coronavirus in der Regionalhauptstadt Ürümqi gemeldet worden.
Das Coronavirus hatte im Dezember seinen Ausgang in der Millionenstadt Wuhan in der zentralchinesischen Provinz Hubei genommen. Nach Angaben der Behörden gibt es in Festlandchina inzwischen mehr als 78.000 Infektionen sowie mehr als 2.700 Todesfälle.