Zwei mit dem neuen Coronavirus Sars-CoV-2 infizierte Passagiere von Bord des Kreuzfahrtschiffes "Diamond Princess" in Japan sind gestorben. Erstmals gibt es außerdem zwei Tote im Iran, der Ansteckungsweg war zunächst unklar. Einen ersten Todesfall meldete Südkorea. Dort geht nach einer Häufung neuer Infektionen die Angst vor einer Ausbreitung der vom Virus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 um.
In China gab es unterdessen wieder Verwirrung: Erneut wurde die Zählweise bestätigter Infektionen geändert. Außerhalb von Festland-China sind inzwischen mehr als zehn Covid-19-Tote erfasst, Dutzende Menschen sind in kritischem Zustand. Selbst ein chinesischer Wissenschafter stellt inzwischen infrage, dass sich die Epidemie noch aufhalten lässt und das Virus wieder verschwindet. Covid-19 könne zu einer etablierten Krankheit wie die Grippe werden, sagte Wang Chen, Präsident der China Academy of Medical Science, im Staatsfernsehen.
In Südkorea verdoppelte sich die Zahl erfasster Infektionen innerhalb eines Tages um 53 auf 104. Ein Mensch starb in einem Krankenhaus in der südöstlichen Stadt Cheongdo, wie die Zentren für Krankheitskontrolle und Prävention mitteilten. Viele der neuen Fälle wurden aus Daegu und der Provinz Nord-Gyeongsang gemeldet. Die Behörden vermuten, dass sich viele der Betroffenen bei einer mit Sars-CoV-2 infizierten Frau ansteckten, als sie in Daegu den Gottesdienst einer christlichen Sekte besuchten. In Daegu leben rund 2,5 Millionen Menschen. Aus Sorge vor einer unkontrollierten Ausbreitung des Virus sollen sie nun vorläufig zuhause zu bleiben.
Vollkommen unklar war noch das Ausmaß möglicher Sars-CoV-2-Infektionen im Iran. Dort waren am Mittwoch zwei Covid-19-Todesfälle in der Stadt Ghom gemeldet worden - zuvor war im Land keine einzige Infektion erfasst. Es soll sich um zwei ältere Männer handeln, die Anfang der Woche mit Atemproblemen ins Krankenhaus gebracht wurden. Nach Angaben der Behörden waren die Betroffenen nicht im Ausland und nicht einmal außerhalb ihrer Heimatstadt Ghom. Auch Kontakt zu chinesischen Touristen hatten sie demnach nicht.
Schulen und Hochschulen in Ghom vorläufig geschlossen
Alle Schulen und Hochschulen in Ghom wurden vorläufig geschlossen, wie die staatliche Nachrichtenagentur IRNA berichtete. Das Gesundheitsministerium schickte Expertenteams in die religiöse Stadt 140 Kilometer südlich der Hauptstadt Teheran. Die Angehörigen der Toten sollten auf das Virus getestet werden. Die fast 1,2 Millionen Einwohner Ghoms wurden gebeten, physischen Kontakt zu vermeiden.
Die Sorge vor einem schon weitverbreiteten Erreger beruht darauf, dass der weit überwiegende Teil der Infektionen - nach derzeitigem Stand gut 80 Prozent - mild mit wenigen bis keinen Symptomen verläuft. Die Sterberate liegt nach den außerhalb Chinas erfassten Daten bei etwa 0,2 Prozent, wie der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI) in Berlin, Lothar Wieler, kürzlich sagte.
Weniger überraschend waren die Todesfälle unter den Passagieren der "Diamond Princess". Schon zuvor war bekannt, dass mehr als 20 der Patienten, die sich an Bord mit Sars-CoV-2 infiziert hatten, schwer erkrankt sind. Nun starben eine 84-jährige Japanerin und ein 87 Jahre alter Japaner, wie der japanische Fernsehsender NHK berichtete.
Die Ausschiffung der negativ auf das Virus getesteten Passagiere ging unterdessen weiter, wie schon am Vortag gingen rund 500 Menschen von Bord. Ein italienischer Rückholflug sollte nach Angaben aus Rom am Donnerstagabend starten. Die Italiener wollten auch andere Europäer nach Rom mitnehmen.
Zwei Wochen unter Quarantäne
Das Kreuzfahrtschiff hatte nach einem Nachweis bei einem Passagier zwei Wochen in Yokohama unter Quarantäne gestanden. Unter den ursprünglich 3.700 Passagieren und Crewmitgliedern waren bis Mittwoch 621 Infektionen nachgewiesen. Alle Betroffenen kamen in Krankenhäuser.
Auf die Heimreise bereiteten sich auch die noch in Kambodscha verbliebenen Passagiere des Kreuzfahrtschiffs "Westerdam" vor. Die Reederei Holland America Line habe die Passagiere in einem Hotel der Hauptstadt Phnom Penh über die Flugpläne informiert, teilte der deutsche Reisende Stefan Habel mit. 440 Passagiere sollten demnach voraussichtlich noch am Donnerstag nach Hause fliegen - viele davon mit einem Charterflug über Istanbul.
Zählweise änderte sich erneut
Unterdessen änderte sich die Zählweise der Infektionen in China erneut. Wie die Gesundheitskommission mitteilte, sollen klinische Diagnosen jetzt doch nicht mehr als bestätige Fälle in die Statistik einfließen. Die schwer betroffene Provinz Hubei, wo das Virus ausgebrochen war, hatte erst vergangene Woche damit begonnen, auch solche Diagnosen zu zählen. Dabei stellen die Ärzte anhand von Lungenbildern und dem körperlichen Zustand die Erkrankung fest. Nun sollen wieder nur DNA-Tests im Labor maßgeblich sein.
In der offiziellen Statistik waren am Donnerstag rund 75.000 Infektionen und mehr als 2.100 Todesfälle im Land erfasst. Experten rechnen aber schon seit längerem mit einer um ein Vielfaches höheren Dunkelziffer.
Weiterhin kein Fall in Österreich
Weiterhin keinen Fall gab es in Österreich. Bis Donnerstag wurden 179 Tests durchgeführt, die alle negativ waren. "Tatsache ist aber auch, das Coronavirus ist in Europa angekommen. Das ist für uns aber kein Grund zur Panik, aber für uns alle ein Grund für größte Aufmerksamkeit, höchste Vorsicht und sicheres Vorgehen. Wir wollen alles dazu beitragen, dass aus einer regionalen Epidemie keine globale Pandemie wird. Dieses Ziel ist noch lange nicht gesichert, daher braucht es weiterhin hohe Vorsicht und eine konsequente Umsetzung der Schutzmaßnahmen", sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne).
Der weltgrößte Reedereikonzern Maersk geht inzwischen wegen des Coronavirus-Ausbruchs von einem schwachen Start ins Geschäftsjahr 2020 aus. Die Epidemie habe die Aussichten für das Jahr deutlich undurchsichtiger gemacht, teilte der dänische Schifffahrtsriese bei der Bekanntgabe seiner Jahreszahlen in Kopenhagen mit.