Sie erscheint im Gerichtssaal in Kleidern von Salvatore Ferragamo, trägt dazu High Heels von Jimmy Choo und eine goldene Halskette, auf der „Not guilty“ steht – nicht schuldig. Dem „Daily Herald“ erklärte Donna Rotunno, warum sie das mache: „Geschworene schätzen Menschen, die Wert auf ihre Kleidung legen.“ Die Juristin aus Chicago ist die Advokatin des bösen Mannes, eine Antiheldin – zumindest aus Sicht der #MeToo-Bewegung. Filmmogul Harvey Weinstein ist ihr bisher prominentester Mandant. Die 44-jährige Anwältin hat sich auf die Verteidigung von Männern spezialisiert, denen Sexualdelikte vorgeworfen werden. 40 Mal hat sie Männer in diesen Verfahren schon vertreten, erst einmal hat sie verloren: Ein High-School-Football-Spieler wurde wegen Vergewaltigung einer Mitschülern zu 16 Jahren Haft verurteilt. Eine Gerichtszeichnung von diesem Fall hängt in Rotunnos Büro in Chicago. Verinnerlicht habe sie einen Satz ihres Vaters: „Deine Gefühle sollen nie deinen Intellekt vernebeln.“
Sünde oder Strafstat?
Aufgewachsen ist Rotunno, die italienische Wurzeln hat, in einem Vorort von Chicago. Ihr Großvater war Polizist, sie selbst wollte von klein auf Anwältin werden. Mit 29 eröffnete sie ihre eigene Kanzlei: Die R&G Law Group führt sie gemeinsam mit ihrem Kollegen Damon Cheronis. Auf die Frage, warum sie immer Männer verteidige, denen sexuelle Übergriffe vorgeworfen würden, sagte sie: „Weil jeder das Recht auf eine faire Verteidigung hat.“ In der „New York Times“ erklärte sie kürzlich: „Es gibt einen Unterschied zwischen Sünden und Straftaten. Sie können denken, dass Harvey Weinstein ein Sünder ist. Aber die Frage ist: Reicht das für eine Straftat?“