In einem Wettlauf gegen die Zeit versuchen Helfer und Behörden in Ostafrika, den schlimmsten Ausbruch von Wüstenheuschrecken seit Jahrzehnten in der Region einzudämmen. Vor allem in Äthiopien, Kenia und Somalia fallen Schwärme mit Millionen von Insekten über Landstriche her und drohen, eine humanitäre Krise auszulösen.
Die bisherigen Maßnahmen zeigten Wirkung, sagte Kenneth Mwangi, ein Experte beim Klimazentrum ICPAC der ostafrikanischen Regionalgemeinschaft IGAD, am Dienstag. Aus der Luft und am Boden werden demnach Pestizide versprüht. Aber eine weitere Gefahr komme von dem neuen Befall: Heuschrecken, die aus den gelegten Eiern schlüpfen. "Wir hoffen, dass die Maßnahmen das Ausbrüten neuer Insekten stoppen werden."
Außerdem kämen einige Schwärme aus Gebieten, in denen das Eindämmen deutlich schwieriger sei, wie etwa im instabilen Somalia. Dort seien einige Gebiete kaum zugänglich, da sie von der Terrormiliz Al-Shabaab kontrolliert würden, sagte Daniele Donati, stellvertretender Leiter der Abteilung für Notfälle bei der UN-Landwirtschaftsorganisation (FAO).
Der Ausbruch ist der FAO zufolge der schlimmste seit 70 Jahren in Kenia und seit 25 Jahren in Äthiopien und Somalia. Jüngst hat Somalia wegen der Plage eine nationale Notlage verkündet. Die Wüstenheuschrecke wird laut der FAO als Wander-Plage mit dem weltweit größten Zerstörungspotenzial gesehen. Ein kleiner Schwarm von nur einem Quadratkilometer könne an einem Tag so viel vertilgen wie 35.000 Menschen. Sollte der Ausbruch in Ostafrika nicht unter Kontrolle gebracht werden, könnte er eine große Hungerkrise auslösen. Denn in einigen Wochen beginnt in der Landwirtschaft die Pflanzperiode.
Der Ursprung des Ausbruchs ist die arabische Halbinsel. Ungewöhnlich viele Regen in Ostafrika in den vergangenen Monaten aber hat ideale Bedingungen für die Insekten dort geschaffen. Auch in Pakistan herrscht derzeit ein ähnlicher Ausbruch der Heuschrecken, dieser hat Mwangi zufolge denselben Ursprung.
Behörden überfordert
Die Behörden sind bei der Bewältigung der Plage überfordert. Die Länder seien auf diese Dimension des Ausbruchs nicht vorbereitet gewesen, sagte Mwesigwa. Die einzige effektive Maßnahme gegen die Heuschrecken ist aus Sicht der Experten das großflächige Sprühen von Pestiziden aus der Luft. Die FAO braucht nach eigenen Angaben 70 Millionen Dollar für die Bekämpfung der Insekten und die Unterstützung der Betroffenen in Kenia, Somalia und Äthiopien.
Sollte der Ausbruch nicht unter Kontrolle gebracht werden, könne die Zahl der Heuschrecken bis Juni auf das 500-Fache anwachsen, warnte Donati. Das ganze Ausmaß vorherzusagen ist schwierig. Heuschrecken richteten Schaden an "ähnlich wie Brände", erklärte der FAO-Experte - einige Felder können komplett verwüstet sein, ander unberührt. Doch klar ist: Die wichtigste Erntezeit der Region beginnt im März. Die Plage könne "zu einem hundertprozentigen Verlust der Ernte führen", wenn die Heuschrecken angreifen, während die Pflanzen noch jung seien, sagte Mwesigwa.
Caritas ist vor Ort
„Wir haben im Sommer 2019 den Menschen bei der Dürre im Norden Kenias geholfen, ebenso haben wir im vergangenen Dezember während des Hochwassers Hilfe geleistet. Nun ist die krisengebeutelte Bevölkerung wieder auf unsere Unterstützung angewiesen. Lassen wir diese Menschen jetzt nicht im Stich!“, bittet Andreas Knapp, Generalsekretär für Internationale Programme der Caritas.