Das Coronavirus hat mit den ersten beiden bestätigten Krankheitsfällen in Frankreich Europa erreicht. Ein Patient liege in Paris im Krankenhaus, der andere in Bordeaux, erklärte die französische Gesundheitsministerin Agnes Buzyn am Freitag bei einer Pressekonferenz. Beide seien in China gewesen. Es sei wahrscheinlich, dass es weitere Fälle geben werde.
In den USA gab es unterdessen den zweiten bestätigten Krankheitsfall in Chicago bei einem Reisenden aus Wuhan, wo die Krankheit ausgebrochen war. Die Behörden in China schränken die Reisefreiheit im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus unterdessen immer stärker ein. Touristische Ziele wie Teile der Chinesischen Mauer oder die Verbotene Stadt in der Hauptstadt Peking wurden geschlossen. In zehn Städten in der Provinz Hubei wurde der öffentliche Personennahverkehr ausgesetzt.
Patient war in Wuhan
Der Patient in Bordeaux sei 48 Jahre alt und vor zwei Tagen von einer Reise aus China zurückgelehrt, die auch einen Aufenthalt in Wuhan umfasst habe, sagte Buzyn. "Er liegt auf einem Isolierzimmer, um jeglichen Kontakt mit der Außenwelt zu verhindern. Es geht ihm gut." Über den Fall in Paris habe sie noch keine Informationen.
Buzyn riet allen Reisenden, die aus China kommen, bei den kleinsten Anzeichen von Atemschwierigkeiten und Fieber sofort zu reagieren. Sie sollten dann aber nicht eigenmächtig ins Krankenhaus gehen, sondern einen Notruf wählen, wo sie Auskunft erhielten, was weiter zu tun sei.
In Großbritannien wurde zusätzliches medizinisches Personal am Londoner Flughafen Heathrow eingesetzt, wie die Gesundheitsbehörde PHE am Freitag mitteilte. Für 14 Verdachtsfälle konnte indes Entwarnung gegeben werden.
Die Zahl der Menschen, die dem bis vor kurzem unbekannten Erreger erlagen, stieg auf 26. Mindestens 830 Menschen haben sich nach offiziellen Angaben infiziert. Die Weltgesundheitsorganisation WHO rechnete mit weiteren Krankheitsfällen und sprach von einem "chinesischen Notfall", sah aber das Ausmaß einer Epidemie von internationaler Bedeutung bisher nicht erreicht.
Trump lobt China
US-Präsident Donald Trump lobte China für seinen Kampf gegen das Coronavirus. "China arbeitet sehr schwer, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern", schrieb Trump auf Twitter. "Die USA würdigen diese Bemühungen und Transparenz. Es wird alles gut ausgehen. Im Namen des amerikanischen Volkes möchte ich besonders Präsident Xi danken!"
Am Samstag beginnt nach dem chinesischen Kalender das Jahr der Ratte. Die Feiertagswoche zur Jahreswende startete bereits am Freitag. Sie wird traditionell von Millionen Menschen für Reisen genutzt. Die Behörden befürchten deshalb, dass sich die Ausbreitung des Virus deutlich beschleunigen könnte und versuchen mit vorbeugenden Maßnahmen gegenzusteuern. Die Bürger wurden aufgerufen, Menschenansammlungen zu meiden.
Die am stärksten betroffene zentralchinesische Millionenmetropole Wuhan - Hauptstadt der Provinz Hubei - wurde bereits praktisch abgeriegelt. Bahnhöfe wurden geschlossen, Flüge hin und von der Stadt mit elf Millionen Einwohnern ausgesetzt. An den Ausfallsstraßen, aber auch im Stadtbereich wurden Kontrollstellen eingerichtet. Ein Hochgeschwindigkeitszug nahm im Hauptbahnhof keine Passagiere auf, lediglich zehn Passagiere durften den Zug verlassen. "Ich muss zu meiner Familie", klagte ein Passagier mit zwei Koffern vor dem Bahnhofsgebäude, der seinen Namen nicht nennen wollte.
Außenministerium rät von Reisen ab
Wiederaufkeimende Ängste vor dem Coronavirus drückten die New Yorker Börsen nach einem Rekordlauf am Freitag ins Minus. Kräftige Aufschläge bei Intel begrenzten allerdings die Kursverluste am Gesamtmarkt.
Das österreichische Außenministerium riet von nicht notwendigen Reisen in die zentralchinesische Provinz Hubei ab. Wie Ministeriumssprecher Peter Guschelbauer in Wien mitteilte, wurde für Hubei ein hohes Sicherheitsrisiko (Sicherheitsstufe 3) angenommen