Wie der englische Guardian am Dienstag unter Berufung auf anonyme Quellen berichtete, soll der saudische Kronprinz Mohammed bin Salam (32) hinter einem Hackerangriff auf den Amazon-CEO Jeff Bezos stecken. Im Mai 2018 soll Bezos vom WhatsApp-Account des Kronprinzen zwei Nachrichten erhalten haben, eine davon ein Video, das "mit höchster Wahrscheinlichkeit" mit einem Hackervirus infiziert war. Eine forensische Analyse des Smartphones soll dies ergeben haben. Nach dem Spionageangriff seien zahlreiche Daten vom Handy des Millionärs abgesaugt worden. Um welche Dateien es sich dabei genau handelte sei unklar, wie aus dem Guardian-Bericht hervorgeht. Die Vorwürfe wurden bereits im März 2019 laut.
Spekuliert wird erneut, dass die virtuelle Attacke in Zusammenhang mit der Causa Jamal Khashoggi stand. Die Beziehungen zwischen Bezos und Saudi-Arabien gelten als angespannt. Khashoggi arbeitete für die Washington Post, deren Eigentümer seit 2013 Bezos ist. Der Journalist war am 2. Oktober 2018, fünf Monate nach dem Hack des Handys, im saudischen Konsulat in Istanbul von einem Spezialkommando aus Riad brutal getötet worden, als er Papiere für die geplante Hochzeit mit seiner Lebensgefährtin abholen wollte. Die saudische Regierung hat den Mord eingeräumt.
Außereheliche Affäre samt Erpressungsversuch
Ebenso nicht ausgeschlossen werden kann ein Zusammenhang mit der außerehelichen Affäre, die Bezos mit der Nachrichtenmoderatorin Lauren Sanchez führte. Mittlerweile sind die beiden offiziell ein Paar. Der "National Enquirer" hatte im Jänner 2019 über die Affäre berichtet. Kurz zuvor hatten Bezos und seine Frau MacKenzie ihre Trennung nach 25 Jahren Ehe verkündet.
Bezos heuerte die Detektivkanzlei Gavin de Becker & Associates an um herauszufinden, wie intime Fotos und SMS in die Hände der Boulevardjournalisten gelangen konnten. Bezos warf dem "National Enquirer"-Herausgeber American Media Inc (AMI) einen Erpressungsversuch vor. Ihm sei die Veröffentlichung seiner Privatfotos angedroht worden, wenn die Ermittlungen nicht eingestellt würden. Bezos beugte sich dem Druck nicht und veröffentlichte stattdessen Emails von AMI an sich.
Die Botschaft des Königreichs in den USA wies die Vorwürfe via Twitter als "absurd" zurück und forderte eine Untersuchung der "Behauptung", damit alle Fakten ans Licht kommen.