Was Wissenschaftler, Klimaaktivisten und Nichtregierungsorganisationen schon länger predigen, ist nun offenbar auch beim Weltwirtschaftsforum (WEF) endgültig angekommen. Das Forum, das auch heuer wieder vom 21. bis 24. Jänner führende Staatschefs und Wirtschaftskapitäne in das schweizerische Davos lädt, hat im Vorfeld den Weltrisikobericht vorgestellt.
Es ist die 15. Ausgabe des Reports, und erstmals sind die Top Fünf der wahrscheinlichsten Risiken, die eine florierende Weltwirtschaft – und damit Wohlstand, Gesundheit und auch Frieden – bedrohen, ausschließlich umwelt- und klimabedingt (siehe Liste). Auf dem ersten Rang stehen – wie schon in den Vorjahren – extreme Wetterereignisse.
Danach folgen: Scheitern der Klimaschutz-Maßnahmen und unzureichende Anpassung an den Klimawandel, Naturkatastrophen wie Vulkanausbrüche, gravierender Verlust an Biodiversität und Kollaps des Ökosystems sowie menschengemachte Umweltschäden.
Gemeinsam statt einsam
WEF-Präsident Børge Brende mahnt Geschlossenheit im Kampf gegen diese Herausforderungen ein, der Bericht dokumentiert hingegen breiter werdende Gräben in der internationalen Gemeinschaft. Nationalistische Abschottung oder Handelskriege verhindern einen Schulterschluss in der Klimafrage, und dieser sei wichtiger denn je: „Dies ist das Jahr, in dem Weltpolitiker mit allen gesellschaftlichen Gruppen zusammenarbeiten müssen, um unser Kooperationssystem zu reparieren und neu zu beleben - nicht zum kurzfristigen Nutzen, sondern um unsere nachhaltigen Risiken anzugehen.“
Die gute Nachricht: Es gebe noch Zeit zu Handeln. Doch das Zeitfenster schließe sich rapide. Ein ganzes Kapitel des Reports konzentriert sich auf die kommende Dekade, die zeigen werde, ob und wie gut wir einerseits Maßnahmen zur Bekämpfung der Klimakrise durchsetzen und andererseits, wie gut wir uns an die verschärften Bedingungen anpassen können.
Hanna Simons vom WWF Österreich rief gestern vor allem Unternehmen auf, sich „wissenschaftsbasierte Klimaziele“ zu setzen. Dies sei auch wichtig, weil viele der Risiken eng miteinander zusammen hängen – von der Klimakrise über den Verlust der Biodiversität bis zur Wasserknappheit.
Unter den Gästen in Davos wird auch Greta Thunberg sein, die dort im Vorjahr mit ihrer Kritik am Establishment international für Aufsehen sorgte.
Matthias Reif