Das ist das Fazit des "Weltverfolgungsindex 2020", der vom internationalen Hilfswerk Open Doors am Mittwoch vorgestellt wurde.
Erstmals ist das westafrikanische Burkina Faso, das bisher für seine religiöse Toleranz bekannt war, unter den Top-50 des Index (Platz 28), hieß es in einer Pressemitteilung des christlichen Hilfswerks. In dem großteils muslimischen Land wurden im Vorjahr bereits 50 Christen ermordet - ein Jahr zuvor verzeichnete Open Doors noch kein einziges Opfer von antichristlichem Hass in dem Land.
"In Burkina Faso sagen die Christen, dass sie ums Überleben kämpfen. Dutzende katholischer Priester wurden getötet; protestantische Pastoren und ihre Familien wurden von gewalttätigen militanten Islamisten umgebracht oder entführt. Jihadisten haben Schulen durch sogenannte 'arabische' Schulen ersetzt; Kirchen, Geschäfte und Gesundheitszentren wurden niedergebrannt. Im Norden wurden über 200 Kirchen geschlossen und Tausende von Kirchenmitgliedern sind in Lager oder in den Süden geflohen", heißt es in der Mittelung.
Das ebenfalls westafrikanische Nigeria ist nun schon das fünfte Mal in Folge jenes Land, wo mit 1350 im Vorjahr weltweit die meisten Christen aufgrund ihres Glaubens getötet wurden - auch wenn die Anzahl der Ermordeten insgesamt gesunken ist. Open Doors bringt das mit der immer stärkerer Verbreitung von islamistischen Milizen, aber auch mit der politischen Entwicklung in dem bevölkerungsreichen Staat in Verbindung: "Hohe staatliche Funktionen in Verteidigung, Polizei, bei der Einwanderung und in der Justiz werden von Islamisten ausgeübt."
"Eine Folge davon ist die zunehmende Straffreiheit für Attentäter, die sich gegen Christen wenden. Damit fallen seit dem Machtantritt (2015, Anm.) von Präsident (Muhammadu) Buharis (...) APC-Partei die Angriffe auf Christen sowohl heftiger wie auch offener aus - man traut sich." Die tödlichen Angriffe gehen indes nicht nur von jihadistischen Gruppierungen wie Boko Haram oder ISWAP, sondern insbesondere auch von muslimischen Fulani-Hirten aus, heißt es. Mittlerweile ist das Nachbarland Kamerun ebenfalls unter den Top-50 des Weltverfolgungsindex gelandet.
Zahl der Attacken gestiegen
Die Anzahl der Attacken auf Kirchengebäude hat seit dem Vorjahr weltweit insgesamt dramatisch zugenommen, von 1847 auf 9488, wobei China laut Open Doors mit 5576 die bei weitem größte Zahl aufzuweisen hat. (Im Vorjahr wurden diese im "Reich der Mitte" erst auf 171 geschätzt.) Diese treffen Bauten aller christlichen Gruppierungen - auch jener, die staatlich anerkannt sind. Weiters weist die Hilfsorganisation auf die überhandnehmende digitale Überwachung in China hin, die zunehmend auch christliche Kirchen - etwa mit der Einführung von Gesichtsscannern - betrifft. Zudem ist in China der Kirchenbesuch für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren streng verboten.
Unter den "Aufsteigern" der Liste befinden sich weiters die nordafrikanischen Staaten Algerien und Marokko, wo vor allem die staatlichen Repressalien gegen das Gemeindeleben von Christen zugenommen haben.
Das totalitäre Regime in Nordkorea ist seit 2002 unangefochtener Spitzenreiter des Weltverfolgungsindex. Bei den anderen Top-10-Ländern handelt es durchwegs um islamische Staaten, mit Ausnahme Indiens (Platz 10), der einzigen Demokratie im Spitzenfeld. In dem mehrheitlich hinduistischen Staat breitet sich laut Open Doors vor allem aufgrund der Hindutva-Ideologie der Regierungspartei BJP ("nur Hindus sind wahre Inder") Gewalttaten gegen Christen immer mehr aus - häufig in einem Klima der Straffreiheit und der stillschweigenden Einverständnisses der Behörden.