Ein Skandal um den sexuellen Missbrauchvon Heimkindern erschüttert Mallorca. Die Sozialbehörde der spanischen Urlaubsinsel (IMAS) räumte nach mehreren Anzeigen und Medienberichten ein, man habe von mehreren Fällen Kenntnis. 16 Heimbewohner, 15 Mädchen und ein Bub, seien den Erkenntnissen zufolge zur Prostitution verleitet worden.

Sozialarbeiter, die am Mittwoch von der Zeitung "Diario de Mallorca" zitiert wurden, bezeichneten diese Zahl aber als stark untertrieben und kritisierten die Behörden. "Seit mehr als drei Jahren zeigen wir diese Zustände an. Aber das IMAS hat keine Maßnahmen ergriffen", sagte ein Sozialarbeiter.

Häufig betätigten sich demnach etwa andere minderjährige Mitbewohner als "Kuppler", um an kleine Geldbeträge oder an Drogen zu kommen, hieß es. Aber auch Erwachsene sollen verwickelt sein. IMAS teilte unterdessen mit, es habe doch einige Maßnahmen gegeben. In zwei Fällen habe man betroffene Minderjährige zum Beispiel in Heime auf das spanische Festland verlegt.

Fristlos entlassen

Nach Angaben des regionalen Ministeriums für Soziales wurden in den vergangenen drei Jahren fünf Heimmitarbeiter - vier Frauen und ein Mann - wegen "unangemessenen sexuellen Verhaltens" fristlos entlassen. Vier dieser Mitarbeiter seien angezeigt worden, so Ministerin Fina Santiago zur Zeitung "Ultima Hora".

Die öffentliche Debatte über die Zustände in Kinder- und Jugendheimen auf Mallorca läuft seit einigen Tagen. Sie wurde von einer Anzeige wegen einer mutmaßlichen Vergewaltigung einer 13-Jährigen ausgelöst. Die Heimbewohnerin soll am Heiligen Abend in der Inselhauptstadt Palma von mehreren Jugendlichen vergewaltigt worden sein. Sie sagte bei der Polizei aus, sie habe vor der Vergewaltigung mehrere Angebote erhalten, sich zu prostituieren. Bisher wurden in Zusammenhang mit der Anzeige sieben Jugendliche und ein Erwachsener festgenommen.