Während ihm von den Demokraten das Amtsenthebungsverfahren gemacht wird, steht dem Donald Trump offenbar der Sinn nach Höheren: Der US-Präsident unterzeichnete nun den Verteidigungshaushalt 2020, durch den die Gründung der Weltraumstreitkräfte beschlossen und finanziert wird. Der Weltraum sei eine "neue Kriegsfront", erklärte Trump, die Schaffung eigenständiger Weltraumstreitkräfte ein "großer Schritt". US-Verteidigungsminister Mark Esper sagte, die neue formierte "Space Force" habe die Aufgabe, die Vorherrschaft der USA im All zu verteidigen.
Eigenständiger Arm des Militärs
Ein sechster Arm des US-Militärs - gegenüber Heer, Luftwaffe, Marine, Marine-Infanteriekorps und Küstenwache gleichwertig, aber eigenständig. Trump hatte seine All-Machtsfantasien bereits vor Monaten formuliert: "Das ist die Zukunft. Das ist das All. Das ist der nächste Schritt, und wir müssen vorbereitet sein", hatte Trump skandiert. Und: "Mit dieser Maßnahme werden wir dafür sorgen, dass unser Volk sicher ist, dass unsere Interessen geschützt sind und dass unsere Macht unübertroffen bleibt."
Die Leitung der Space Force übernimmt der General Jay Raymond. Der "Space Force" sollen zunächst 16.000 Soldaten und Zivilisten angehören, die allerdings bereits für die Luftwaffe arbeiten. Zumindest das scheint logisch: Auch die zivile US-Raumfahrtbehörde NASA ging 1958 aus der Luftwaffe hervor. "Man darf sich (noch) nicht eine militärische Version des Spaceshuttles vorstellen, sondern eine Bündelung bestehender Kapazitäten, etwa aus der Air Force. Die Infrastruktur für den Transport von militärischer Hardware ist vorhanden – hier müsste nicht viel an technologischen Entwicklungen investiert werden", sagt Gernot Grömer, Direktor des Österreichischen Weltraumforums (ÖWF).
Militärisches Weltraumbudget wächst
"Das militärische Weltraumbudget ist seit Jahren mit jenem der zivilen Raumfahrt vergleichbar und aktuell auf der Überholspur. Ein Zeichen dafür, dass das All von Nationen wie den USA, aber auch von China als eine 'logische Fortsetzung' des Luftraums gesehen wird", erklärt der Astrophysiker die Hintergründe für den Vorstoß. In der Tat spielt der Weltraum bei Verteidigung und moderner Kriegsführung eine bedeutende Rolle, derzeit bereits durch satellitengestützte Technologie und in Zukunft wohl auch durch die entsprechenden Waffensysteme.
Die NATO etwa hat den Weltraum in diesem Jahr zum eigenständigen militärischen Einsatzgebiet erklärt - und das, obwohl der Weltraum prinzipiell friedlich zu nutzen ist (siehe Interview in Infobox). Auch Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron hatte im Juli den Aufbau eines militärischen Weltraumkommandos angekündigt. Die USA haben derzeit die Vorherrschaft im All, China und Russland holen aber auf. Für die Gründung der eigentlichen Space Force brauchte er aber die Zustimmung des US-Kongresses - und vor allem Geld: Lange gab es gegen die Pläne des Präsidenten Vorbehalte, nicht zuletzt im Verteidigungsministerium - nun aber steht das Budget.
Der Verteidigungshaushalt für das kommende Jahr hat einen Umfang von 738 Milliarden Dollar (666 Milliarden Euro). Zum Vergleich: Das gesamte Apollo-Programm, das die USA 1969 auf die Mondoberfläche brachte, hatte auf das Jahr 2019 umgerechnet mit 150 Milliarden Dollar zu Buche geschlagen.