Wasser auf den Mühlen ihrer zahlreichen Kritiker - auch wenn es eine logische Erklärung dafür gibt: Greta Thunberg, die nach monatelangem Reisen auf See und Schiene in ihre schwedische Heimat heimkehrte, war "in überfüllten Zügen durch Deutschland" unterwegs, wie sie auf Twitter schrieb. Dazu stellte die 16-jährige Klimaaktivistin ein Foto, das sie mit viel Gepäck auf dem Boden eines ICE zeigt. "Und ich bin endlich auf dem Heimweg!", schrieb sie dazu.
Die Deutsche Bahn (DB) wollte das so nicht auf sich sitzen lassen: Zuerst lobte man das ökologische Gewissen der jungen Schwedin: "Liebe #Greta, danke, dass Du uns Eisenbahner im Kampf gegen den Klimawandel unterstützt! Wir haben uns gefreut, dass Du am Samstag mit uns im ICE 74 unterwegs warst. Und das mit 100 Prozent Ökostrom." Dann aber hielt die DB fest: "Noch schöner wäre es gewesen, wenn Du zusätzlich auch berichtet hättest, wie freundlich und kompetent Du von unserem Team an Deinem Sitzplatz in der Ersten Klasse betreut worden bist."
Auf Twitter gingen die Wogen natürlich sofort hoch: Einige warfen Thunberg vor, falsche Bilder zu vermitteln und scheinheilig zu sein. Andere gaben ihr vollinhaltlich recht, seien Züge in Deutschland doch häufig völlig überfüllt. "Nur weil jemand euren Service nutzt, heißt das nicht, dass derjenige euch kostenlos in den Himmel loben und für euch Werbung machen muss. Dass die Züge grundsätzlich überfüllt sind, ist keine Lüge, egal ob Sitzplatz oder nicht", schrieb etwa Usern "ava" auf Twitter. "Jane McLane" mahnte: "Greta täuschte vor, zwischen Gepäck auf dem Boden sitzend reisen zu müssen, in Wirklichkeit reiste sie jedoch gut bedient Erste Klasse. Oder hab ich etwas übersehen?"
User "Niema Movassat" machte sich indes Gedanken über Datenschutz bei der DB: "Ich wusste gar nicht, dass personenbezogene Daten wie die Sitzplatzreservierung einer Person bei der #Bahn öffentlich gepostet werden und das alles auch noch ohne die betreffende Person zu verlinken. Dass @GretaThunberg kein Deutsch spricht, wisst ihr zudem sicherlich." Userin "Gabriele Lange" pflichtete bei: "Ich wusste gar nicht, dass personenbezogene Daten wie die Sitzplatzreservierung einer Person bei der #Bahn öffentlich gepostet werden und das alles auch noch ohne die betreffende Person zu verlinken. Das @GretaThunberg kein Deutsch spricht, wisst ihr zudem sicherlich."
Die Wahrheit ist: Thunberg saß in Deutschen Zügen am Boden und in der Ersten Klasse. Die Klimaaktivistin selbst hielt auf Twitter fest, wie und warum das Bild entstand, das sie am Boden sitzend zeigt: "Unser Zug nach Basel wurde nicht mehr weitergeführt. Also saßen wir in zwei verschiedenen Zügen am Boden. Nach Göttingen bekam ich dann einen Platz. Das ist natürlich kein Problem - und ich sagte nie, dass es eines ist. Überfüllte Züge sind ein großartiges Zeichen - sind sie doch Indiz dafür, dass die Nachfrage danach hoch ist."
Die Deutsche Bahn ging auf ihre Klarstellung dann allerdings nicht mehr ein.