Der UN-Klimagipfel ist am Sonntag nach langen Verhandlungen ohne konkrete Ergebnisse zu Ende gegangen. Die Kernthemen wurden auf kommendes Jahr vertagt, die Teilnehmer konnten sich auf nicht mehr als auf vage Absichtserklärungen einigen.
Zum Abschluss der UN-Klimakonferenz haben die Delegierten aus fast 200 Ländern lediglich die allgemeine Notwendigkeit anerkannt, dass alle ihre nationalen Klimaschutzziele deutlich anheben müssen. In dem Beschluss, der am Sonntag im Abschlussplenum gefasst wurde, werden alle Staaten "ermutigt", 2020 auf Grundlage der Wissenschaft "die höchstmögliche Ambition als Reaktion auf die Dringlichkeit" des Kampfs gegen den Klimawandel zu zeigen.
Das Regelbuch für die Pariser Klimaziele konnte indes nicht abgeschlossen werden. 2020 muss hier und bei den anderen Punkten spätestens bei der COP26 in Glasgow ein Lösung gefunden werden. Ein schwacher Kompromiss beim internationalen Handel mit Klimaschutz-Gutschriften wurde von der EU abgelehnt. Von Österreichs NGOs kritisierte der WWF das Resultat als "politische Bankrotterklärung", die Ergebnisse "werden dem weltweiten Klimanotstand in keiner Weise gerecht", stellte Global 2000 fest. "Die Klimakonferenz der Schande endet mit einem völlig unzureichendem Minimalkompromiss", lautete das Statement von Greenpeace.
Damit soll die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens noch gelingen. Es sieht vor, die Erderwärmung auf ein beherrschbares Maß von deutlich unter zwei Grad, möglichst aber 1,5 Grad zu begrenzen. Selbst wenn die Staaten des Abkommens ihre Zusagen vollständig umsetzen, steuert die Welt auf eine gefährliche Erwärmung von mindestens drei Grad zu. Daher wurde in dem Konferenzbeschluss mit "ernster Sorge" auf die "Kluft" zwischen den tatsächlichen Klimaschutzanstrengungen und den notwendigen Maßnahmen zur Erfüllung der Paris-Ziele hingewiesen.
Offiziell müssen die neuen nationalen Klimaschutzpläne zur Umsetzung des Paris-Abkommens vorgelegt werden. Von der Weltklimakonferenz in Madrid war aber aufgrund der fortschreitenden Erderwärmung ein starkes Signal erwartet worden, dass die internationale Gemeinschaft den klaren Willen zu ehrgeizigeren Maßnahmen hat. Auch über andere Themen war in Madrid hart gerungen worden. Die Absegnung der Beschlüsse im Plenum dauerten Sonntagmittag noch an.
Heftiste Kritik gab es unterdessen von NGOs. Die Umweltschutzverbände Greenpeace und WWF sehen die internationalen Bemühungen für mehr Klimaschutz nach dem Abschluss der UN-Klimakonferenz in Madrid in einer tiefen Krise. "Diese Klimaschutzkonferenz war ein Angriff auf das Herz des Pariser Abkommens", sagte Martin Kaiser von Greenpeace einer Mitteilung zufolge am Sonntag.
Sie verrate alle Menschen, die weltweit längst unter den Folgen der Klimakrise litten und nach schnellen Fortschritten riefen. "Die zynische Gier der fossilen Industrie hat den gemeinsamen, multilateralen Kampf gegen die unübersehbare Klimakrise in ihre tiefste Krise gestürzt", erklärte er. Zudem habe die Politik von US-Präsident Donald Trump und des brasilianischen Staatsoberhauptes Jair Bolsonaro zu einer handfesten Blockade beigetragen.
Die Umweltschutzorganisation WWF bezeichnete die Beschlüsse als "so müde wie die Delegierten nach zwei durchverhandelten Nächten" und betonte, die Konferenz sei "ein gruseliger Fehlstart in das für die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens so entscheidende Jahr 2020".