Auf der UN-Klimakonferenz in Madrid steht den Unterhändlern noch viel Arbeit bevor. Vor dem offiziellen Abschluss am Freitagabend waren alle wichtigen Fragen noch ungeklärt - und die Gräben zwischen den Staaten teils tief. In der Nacht auf Freitag sollten Fachleute die Texte überarbeiten, mit neuen Entwicklungen wurde in Verhandlungskreisen erst im Lauf des Vormittags gerechnet.
Grundsätzlich geht es bei den UN-Verhandlungen um die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens von 2015, in dem sich fast 200 Staaten das Ziel gesetzt haben, die Erderhitzung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen, möglichst sogar auf 1,5 Grad. Dazu ist es Wissenschaftern zufolge notwendig dass der Ausstoß von Treibhausgasen - vor allem Kohlendioxid (CO2) aus der Verbrennung von Kohle, Öl und Erdgas - schnell und deutlich zurückgeht. Bisher steigen die Emissionen weltweit aber, auch für 2019 wird wieder ein Plus vorausgesagt. An diesem Freitag wollen die Klimaschutzbewegung FridaysforFuture und ein Bündnis europäischer Jugendlicher erneut in Madrid demonstrieren.
Diese drei Punkte sind derzeit noch ungelöst:
MEHR KLIMASCHUTZ: Vor allem, aber nicht nur die vom Klimawandel besonders bedrohten Staaten wollen ein deutliches und sichtbar platziertes Signal, dass alle Länder im kommenden Jahr ihre nationalen Klimaschutz-Ziele für 2030 nach oben schrauben. Das ist im Pariser Klimaabkommen eigentlich sowieso vorgesehen. Aber Symbole sind wichtig in der Klimadiplomatie - denn damit könnte Druck gemacht werden auf Länder, die lieber nicht nachlegen wollen.
MEHR GELD: Die ärmeren Länder trauen der Zusage reicherer Staaten nicht recht, von 2020 an jedes Jahr 100 Milliarden Euro für "Klimafinanzierung" zu mobilisieren - das umfasst öffentliches und privates Geld. Besonders im Fokus steht in diesem Jahr die Finanzierung von nicht mehr vermeidbaren Schäden und Verlusten durch den Klimawandel, vor allem Extremwetter wie Stürme oder Dürren, die heftiger und zahlreicher werden.
MEHR HANDEL: Vorgesehen ist, dass Klimaschutzmaßnahmen künftig als Zertifikate gekauft oder verkauft werden können. Wer seine Ziele beim Einsparen von Treibhausgasen übererfüllt, kann sie verkaufen, und wer nicht so schnell vorankommt, kann sie kaufen. Wie genau das gemacht werden soll und was alles als Klimaschutzmaßnahme zählt, ist allerdings umstritten - Kritiker fürchten Schlupflöcher, die den Klimaschutz schwächen. Besonders hart gerungen wird um die Frage, was mit Zertifikaten passieren soll, die Länder noch aus der Zeit vor dem Pariser Klimaabkommen übrig haben.
Konkret geht es dabei um Transfers von CO2-Gutschriften, die noch unter dem Kyoto-Protokoll im sogenannten "Clean Development Mechanism" geschaffen wurden. Wird diesen Gutschriften ihre Gültigkeit auch unter dem Pariser Klimaabkommen bescheinigt, verwässert sich damit die Ambition der Klimapläne, warnte Global 2000 am Freitag in einer Aussendung. Denn gleichzeitig sollen neue Marktmechanismen geschaffen werden, obwohl bisher schlechte Erfahrungen damit gemacht wurden und es zu Doppelzählungen gekommen ist.
"Die Zeiten, in denen man sich aus dem Klimaschutz freikaufen konnte, müssen ein für alle Mal vorbei sein! Statt einem Handel mit Verschmutzungsrechten der auf Kompensation abzielt, soll jedes Land seine Klimapläne nachbessern und das Äußerste für die Reduktion klimaschädlicher Emissionen geben", sagte Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher der NGO.