Vor fast 200 Delegierten hat die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg (16) am Mittwoch in Madrid beim Klimagipfel eine Rede gehalten. In einer auf wissenschaftliche Daten zu CO2-Emissionen und die Erderwärmung gestützten Rede legte die 16-Jährige vor dem Plenum eindringlich die Fakten zu den Folgen dar, sollten die Ziele des Pariser Abkommens zur Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad verfehlt werden. "2050 Treibhausgas-Neutralität zu erreichen bedeutet gar nichts, wenn die Emissionen inzwischen noch für ein paar Jahre weitergehen wie bisher. Denn unser verbleibendes Budget wird dann aufgebraucht sein", erklärte die junge Schwedin unter dem Applaus der Anwesenden.


"Ich wiederhole diese Zahlen seit einem Jahr, aber sie werden immer noch ignoriert", betonte die junge Schwedin, die erneut endlich zum Handeln gegen den weiteren Klimawandel aufrief. "Wie können Sie auf diese Zahlen reagieren, ohne auch nur ein bisschen Panik zu haben?", insistierte sie. Die Politik sei nötig, fände aber nicht statt. Auch von Konferenzen wie jener in Madrid, ginge die Gefahr aus, dass nur der Anschein erweckt würde, etwas zu unternehmen, und "in Wahrheit nichts getan wird".

Thunberg monierte scharf, dass die Verhandlungen in Madrid so schleppend vorankämen. "Es gibt überhaupt kein Gefühl der Dringlichkeit", warf sie den Politikern vor.

Unter Berufung auf wissenschaftliche Erkenntnisse wie etwa die des Weltklimarats IPCC hob Thunberg hervor, dass das CO2-Budget, welches eine Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels noch erlaube, beim heutigen Umfang der Emissionen bereits in rund acht Jahren aufgebraucht sei. Klimaneutralität ab Mitte des Jahrhunderts bedeute also "nichts", wenn das Emissionsbudget schon innerhalb weniger Jahre verbraucht sei.

Hoffnung

Die Klimaziele in keinem Land würden ausreichen. "Das ist keine Führung, sondern Irreführung." Doch sie sähe auch Hoffnung, zeigte sich Thunberg ungewöhnlich optimistisch, zwar nicht bei den Staaten oder Unternehmen, aber bei den Menschen. "Die Menschen beginnen aufzuwachen." Jede große Veränderung in der Geschichte wäre von den Menschen ausgegangen. "Wir können die Veränderung jetzt beginnen."

Thunberg hatte bereits angekündigt, im Gegensatz zu ihrer aufsehenerregenden Rede bei den Vereinten Nationen im September in New York diesmal auf große Emotionen verzichten zu wollen. Vor dem im Kampf gegen die Erderwärmung wichtigen Jahr 2020 wolle sie die Emotionalität aus der Klimadebatte nehmen, "weil die Leute sich sonst nur daran und nicht an die Fakten erinnern". Thunberg ermahnte die Delegierten in Madrid, bei der Weltklimakonferenz solle es eigentlich um "ganzheitliche Lösungen" gehen. Stattdessen hätten sich die Verhandlungen offenbar in eine "Gelegenheit für Länder verwandelt, Schlupflöcher auszuhandeln und die Anhebung ihrer Ambition zu vermeiden". Die Regierungen fänden "clevere Möglichkeiten", "echtes Handeln zu umgehen", etwa durch Doppelzählungen von Emissionsminderungen und die Verlagerung ihrer Emissionen in andere Länder.

Die Rede von Greta im Video:

Guterres fordert mehr Einsatz

UN-Generalsekretär Antonio Guterres fordert die großen Wirtschaftsmächte zu ehrgeizigeren Zielen zur Senkung der Treibhausgasemissionen auf. "Wir müssen die großen Emittenten verstehen lassen, dass ihre Rolle von wesentlicher Bedeutung ist. Denn wenn die großen Emittenten scheitern, wird alles scheitern", sagte Guterres am Mittwoch am Rande der UN-Klimakonferenz in Madrid.

"Wenn wir einfach so weitermachen wie bisher, sind wir verloren." Vertreter von rund 200 Staaten wollen in der spanischen Hauptstadt Wege zu einem beschleunigten Kampf gegen die Erderwärmung finden. Die Weltgemeinschaft hat zugesagt, die Erderwärmung deutlich unter zwei Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu halten. Die Temperatur ist allerdings bereits schon um mehr als ein Grad gestiegen. Die größten Produzenten von Treibhausgasen sind China und die USA.