Nach einem Gedenkmarsch für einen vor elf Jahren durch eine Polizeikugelgetöteten Jugendlichen ist es in Athen am Freitag zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. Knapp 4.500 überwiegend junge Demonstranten zogen am Freitag nach Angaben der Polizei durch die griechische Hauptstadt.
Anschließend kam es im Stadtteil Exarchia, in dem der Jugendliche am 6. Dezember 2008 getötet worden war, zu Auseinandersetzungen. Demonstranten warfen mit Steinen und Molotow-Cocktails nach den Sicherheitskräften, die daraufhin Tränengas einsetzen. Polizeiangaben zufolge wurde ein Polizist verletzt. 50 Menschen wurden vorübergehend festgenommen, zehn von ihnen in Gewahrsam genommen.
"Zerstört die Ketten der Unterdrückung mit dem Feuer der Revolte"
Die Polizei hatte sich mit rund 3.500 Einsatzkräften, mehreren Drohnen, einem Hubschrauber sowie einem Wasserwerfer auf mögliche Ausschreitungen vorbereitet. Bereits am frühen Nachmittag waren rund tausend Studenten friedlich durch Athen gezogen. Sie folgten einem Banner mit der Aufschrift "Zerstört die Ketten der Unterdrückung mit dem Feuer der Revolte" und riefen "diese Tage gehören Alexis".
Auch in anderen griechischen Städten gab es Gedenkmärsche. In der zweitgrößten griechischen Stadt Thessaloniki gingen 2.200 Menschen auf die Straße. In Patras kam es bei einer Demonstration von rund 400 Menschen zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. Die Polizei setzte Tränengas ein, die Demonstranten warfen Molotow-Cocktails. Zwei Polizisten wurden verletzt, 19 Menschen festgenommen.
Welle des Aufruhrs
Der Tod des damals 15-jährigen Alexandros Grigoropoulos bei einem Polizeieinsatz in Athen am 6. Dezember 2008 hatte eine Welle des Aufruhrs ausgelöst. In den Wochen nach dem Vorfall demonstrierten Zehntausende Menschen gegen die Polizeigewalt, dabei kam es immer wieder zu gewalttätigen Zusammenstößen. Seither finden in Griechenland jährlich am 6. Dezember Gedenkmärsche für Grigoropoulos statt, an denen sich vor allem Schüler und Studenten beteiligen.
Der Polizist, der die tödlichen Schüsse damals abgefeuert hatte, wurde 2010 wegen vorsätzlicher Tötung zu lebenslanger Haft verurteilt, im Juli dieses Jahres jedoch aus der Haft entlassen. Der Oberste Gerichtshof legte gegen die vorzeitige Freilassung Berufung ein. Der Beamte hatte bei dem Einsatz im Dezember 2008 insgesamt drei Schüsse auf eine Gruppe Jugendliche abgegeben und dabei den 15-jährigen Grigoropoulos getötet.