Bei einer Massenpanik während einer Tanzveranstaltung in der brasilianischen Stadt Sao Paulo sind mindestens neun Menschen ums Leben gekommen. Zwei weitere seien bei dem Unglück während einer Straßenparty verletzt worden, teilten die Behörden am Sonntag mit. Dem Vorfall ging eine Polizeikontrolle voraus. Anrainer warfen den Sicherheitskräften vor, die Massenpanik verursacht zu haben.
Unter den Todesopfern seien eine Frau, sieben Männer sowie ein 14-Jähriger, sagte ein Polizeisprecher. Seinen Angaben zufolge befanden sich in dem armen Stadtviertel Paraísopolis rund 38 Polizisten im Einsatz gegen zwei flüchtige Kriminelle, als sich das Unglück ereignete. Demnach flüchteten zwei Männer, die zuvor auf die Polizisten geschossen hatten, auf Motorrädern in Richtung der Straßenparty, bei der rund 5.000 Menschen feierten. Dort hätten die Männer erneut geschossen.
Pfefferspray und Gummigeschoße eingesetzt
Die Mutter einer 17-Jährigen, die bei dem Vorfall verletzt wurde, warf hingegen der Polizei vor, die Massenpanik ausgelöst zu haben. Die Sicherheitskräfte hätten die Straße abgesperrt und Pfefferspray und Gummigeschoße eingesetzt, sagte sie der örtlichen Nachrichten-Website G1. "Es war ein Polizist, der meine Tochter mit einer Glasflasche attackiert hat", sagte sie. "Als ich sie gesehen habe, habe ich sie nicht erkannt. Ihr Gesicht war deformiert, sie hat viel Blut verloren."
Die Anrainervereinigung von Paraísopolis verurteilte den Polizeieinsatz und forderte eine Untersuchung. "Wir verlangen Gerechtigkeit", schrieb die Vereinigung in ihren Online-Kanälen.
Paraísopolis ist eine der größten Favelas in São Paulo. 50.000 Menschen leben dort in teils großer Armut. Am Wochenende finden dort häufig Straßenpartys als Ersatz für Diskotheken statt.
Der Polizeisprecher sagte, bei den Straßenpartys komme es immer wieder zu Straftaten und illegalem Drogenkonsum. "Es ist außer Kontrolle", fügte er hinzu. Während die Polizisten die zwei flüchtigen Männer auf dem Motorrad verfolgt hätten, seien sie aus der Menge mit Steinen beworfen worden. Daraufhin hätten sie Tränengas, Blendgranaten und Gummigeschoße eingesetzt.
Die Todesopfer seien alle totgetrampelt worden, keines von ihnen sei von der Polizei erschossen worden, betonte der Sprecher. Die Militärpolizei leitete eine Untersuchung ein.