Knapp eine Woche vor Beginn der Weltklimakonferenz in Madrid hat das UN-Umweltprogramm (Unep) deutlich mehr Anstrengungen im Kampf gegen die Erderwärmung angemahnt. Um das im Pariser Klimaabkommen vereinbarte Ziel zu erreichen, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen, müssten die Treibhausgasemissionen drastisch gesenkt werden.
Die klimaschädlichen Emissionen müssten zwischen 2020 und 2030 jährlich um 7,6 Prozent sinken, wird in dem am Dienstag veröffentlichten Bericht dargelegt. Ansonsten werde das 1,5-Grad-Ziel verpasst. Um die Erderwärmung wenigstens auf zwei Grad zu begrenzen, wäre in diesem Zeitraum eine Emissionsreduktion von 2,7 Prozent jährlich nötig. Trotz aller Warnungen und eines wachsenden Bewusstseins für den Klimawandel stiegen die Treibhausgasemissionen laut Unep im ablaufenden Jahrzehnt jährlich um 1,5 Prozent. Vergangenes Jahr sei gar ein "Rekordhoch" von 55,3 Gigatonnen CO2-Äquivalent erreicht worden.
Bis 2030 müssten die Treibhausgas-Emissionen im Vergleich zu 2018 um 25 Prozent sinken, um auf einem "kostengünstigen Weg" die Erderwärmung auf ein beherrschbares Maß von deutlich unter zwei Grad zu begrenzen, heißt es in dem Bericht. Für das 1,5-Grad-Ziel sei eine Verringerung um 55 Prozent nötig. Laut Unep müssen die nationalen Anstrengungen für den Klimaschutz dafür deutlich verstärkt werden. Für das Zwei-Grad-Ziel müssten sie etwa verdreifacht werden, für das 1,5-Grad-Ziel sollten sie mindestens verfünffacht werden.
In dem Zusammenhang weist das UN-Umweltprogramm darauf hin, dass die 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer der Welt (G20) für 78 Prozent aller Emissionen verantwortlich seien. Sieben dieser Länder hätten bisher aber noch gar keine Maßnahmen beschlossen, um ihre eigenen Klimaschutzzusagen umzusetzen. Entwicklungsländer hätten zwar laut Pariser Klimaabkommen das Recht, ihre Emissionen zu erhöhen, müssten aber auch an stärkeren Klimaschutzzusagen arbeiten, fordert der Bericht. In entwickelten Ländern müssten die Menschen an ihrem ökologischen Fußabdruck arbeiten, "das bedeutet Änderungen des Lebensstils".
"Unser gemeinsames Versagen, frühzeitig und entschlossen gegen den Klimawandel vorzugehen, bedeutet, dass wir jetzt drastische Kürzungen der Emissionen liefern müssen", mahnte Unep-Chefin Inger Andersen bei der Vorstellung des Berichts. Alle müssten "jetzt handeln", jede Stadt, jede Region, jedes Unternehmen und jeder Mensch.