Am Samstag wurde der Markusplatz wieder überschwemmt, er war jedoch für Touristen und Einwohner auf Stegen wieder zugänglich. Am Sonntag sollte das Wasser bis Mittag auf einen Stand von 160 Zentimetern steigen.
Am Samstagvormittag kam es zu einem Wasserhöchststand von etwa 120 Zentimetern über dem normalen Meeresspiegel. Der Wert lag weit unter jenem von Dienstag, als 187 Zentimeter erreicht wurden und fast die ganze UNESCO-Welterbestadt überschwemmt war. Es war der höchste Wert seit mehr als 50 Jahren.
Der Markusplatz wurde am Samstag von Touristen gestürmt. Schlangen bildeten sich vor den Holzstegen, auf denen der Markusplatz erreichbar ist. Mit Gummistiefeln wateten Touristen über den Platz und fotografierten. Der öffentliche Wasserverkehr auf dem Canal Grande wurde nicht wieder aufgenommen. Die Messen in der Markusbasilika wurden vorübergehend ausgesetzt.
"Müssen zusammenhalten"
Bürgermeister Luigi Brugnaro machte seiner Stadt Mut. Jetzt müsse man zusammenhalten, um den Neustart zu schaffen, sagte der Stadtchef. Er bezifferte die Schäden auf eine Milliarde Euro. Die Regierung will der Bevölkerung unter die Arme greifen. Eine Entschädigung von 5.000 Euro ist für Private vorgesehen, Unternehmer können mit 20.000 Euro rechnen.
Mehrere Politiker, darunter Senatspräsidenten Maria Elisabetta Alberti Casellati, besuchten am Samstag Venedig. Auf dem Markusplatz traf auch eine Delegation der italienischen Fußball-Nationalmannschaft ein. "Unser Ziel ist, dieser wunderbaren Stadt unsere Solidarität zu bringen", berichtete Gianluca Vialli.
Ein Drittel der Aufenthalte storniert
Besitzer von Ferienwohnungen meldeten, dass 35 Prozent der für die nächsten Monate gebuchten Aufenthalte storniert wurden. In Hotels betrugen die Stornierungen 15 Prozent, so der Touristikverband Confturismo. Shop-Inhaber säuberten ihre Geschäfte von Wasser und Schlamm. Inzwischen werden auch die Schäden geprüft, die das Hochwasser dem Kunsterbe der Stadt zugefügt hat. Von 120 Kirchen wurde die Hälfte überschwemmt, beklagte die Tageszeitung "Il Gazzettino". Fünf Vaporetti, die Wasserbusse Venedigs, und sechs Landungsbrücken wurden schwer beschädigt.
Auch die Gondolieri erlitten erhebliche Schäden. 25 Gondeln müssen repariert werden. Wegen der Flutwelle ging kostbares Holz verloren, das dem Gondelbau dient. Der Gondelbauer Alberto Della Toffola verlor im Wasser über 30 Holztafeln, die von der Flutwelle weggeschwemmt wurden. "Wir kaufen das Holz in Slowenien, es ist nicht einfach, das richtige Material für unsere Gondeln zu finden. Die Schäden sind groß", sagte Della Toffola laut der Tageszeitung "Corriere della Sera".