Proteste unter dem Motto "Gerechtigkeit für die Mädchen" fanden am Samstag in 14 Städten Kroatiens statt, die größte in der Hauptstadt Zagreb. Anlass war eine mehrfache Gruppenvergewaltigung einer nun 16-jährigen jungen Frau, die ein Jahr lang den Missbrauch durch eine Gruppe junger Männer erdulden musste.
Der Fall wurde vor einer Woche bekannt, als der Untersuchungsrichter über die mutmaßlichen Täter keine U-Haft verhängt hatte. Der Tat werden insgesamt sieben Männer im Alter von 17 bis 19 Jahren verdächtigt. Die Entscheidung löste große Empörung in der Öffentlichkeit aus und überraschte laut Medien sogar die Polizeiermittler. Diese Woche landeten die fünf volljährigen Verdächtigen schließlich doch hinter Gittern.
Veränderung gefordert
Bei den Protesten wurden Veränderungen im Umgang mit Opfern sexueller Gewalt gefordert, sowohl in der Gesellschaft als auch bei den zuständigen staatlichen Institutionen. Insbesondere den Behörden wird vorgeworfen, dass sie beim Schutz der Opfer versagen. Man müsse aufhören, Opfer infrage zu stellen oder eine Mitschuld zu geben, hieß es.
Die Demonstrierenden forderten auch entsprechende Gesetzesänderungen und eine Verschärfung der Strafen für sexuelle Verbrechen. In Kroatien wird ungewollter Sex nur dann als Vergewaltigung eingestuft, wenn es zu körperlicher Gewalt, Drohungen oder Zwang kommt. Für die sogenannte Straftat des Geschlechtsverkehrs ohne Zustimmung ist eine mildere Bestrafung vorgesehen.
Gefordert wurde auch, diese Kategorie von Straftat zu streichen und jede Art von ungewolltem Geschlechtsverkehr als Vergewaltigung zu kategorisieren. "Vergewaltigung ist Vergewaltigung und das ist ein Verbrechen", lautete laut Medien die Botschaft bei dem Protest in Zagreb.
Das Opfer schützen
Für den konkreten Fall des 16-jähriges Mädchens wurde außerdem gefordert, dass die zuständigen Behörden alles unternehmen, das Opfer zu schützen, was sowohl seine Würde und Privatsphäre sowie die Medienberichterstattung betrifft. Es müsse psychologische Unterstützung bekommen und dürfe bei den Ermittlungen und dem späteren Strafprozess nicht zusätzlich traumatisiert werden. Der Gerichtsprozess solle von Zadar in eine andere Stadt verlegt werden.
Der Fall löste in Kroatien große Empörung aus. Wie die Medien berichteten, sollen sich die mutmaßlichen Täter vom August 2018 bis heuer im Juli mehrmals in Zweier- oder Dreiergruppen an dem Mädchen vergangen haben. Als die damals 15-Jährige erstmals vergewaltigt wurde, sollen die Täter das gefilmt haben. Später sollen sie mit Drohungen, die Aufnahmen zu veröffentlichen, das Mädchen immer wieder zum Geschlechtsverkehr gezwungen haben.
Die jungen Männer kommen aus der gleichen Stadt wie das Opfer, einer von ihnen soll ihr Ex-Freund sein. Als sie heuer im Sommer damit drohte, die Männer anzuzeigen, soll sie der Ex-Freund verprügelt haben. Schließlich vertraute sich das Mädchen einer Schulpsychologin an, woraufhin die Polizei die Ermittlungen einleitete.