Nach einer Kreuzung am Montag haben die Aktivisten der Umweltgruppe Extinction Rebellion (XR) am Mittwoch nun die Wiener Salztorbrücke zum Ausgangspunkt ihrer "friedlichen, gewaltfreien Disruption" des öffentlichen Lebens gewählt. Rund 250 Personen fanden sich laut Polizei auf dem Bauwerk ein, dabei wurde nicht nur der Verkehr blockiert, sondern auch eine hölzerne Standuhr aufgestellt.

Kurz nach 16.30 Uhr wurde die Salztorbrücke, die den Bezirk Innere Stadt mit der Leopoldstadt verbindet, auf beiden Seiten von rund 50 Manifestanten eingenommen. Fünf Minuten später war die Polizei auch schon an Ort und Stelle: Sechs Einsatzfahrzeuge standen quer zur Brücke auf der Seite Leopoldstadt, rund 30 Beamte positionierten sich vor den Aktivisten, im Gegensatz zum Montag auch mit Helm ausgestattet, diesen aber in den Händen. Auf der anderen Seite zum ersten Bezirk waren es vorerst rund 15 unbehelmte Vertreter der Exekutive, dort war auch das taktischen Kommunikationsfahrzeugs (TKF) der Landespolizeidirektion Wien positioniert.

Aus den TKF-Lautsprechern erschallte am Montag der Befehl, die nicht angezeigte Versammlung wieder aufzulösen - nicht so aber am Mittwoch. "Eine fixe Planung gibt es nicht", sagte Polizeisprecher Paul Eidenberger der APA. Man handle stattdessen der Situation entsprechend und da sei es statt der Auflösung ebenso eine Option, auch gar nicht zu intervenieren. Das friedliche Verhalten der XR-Aktivisten lieferte zur Intervention jedenfalls keinen Anlass, auch der Verkehr blieb von der Blockade weitgehend unbeeinflusst, Letzteres wurde von der Exekutive zuletzt als Hauptgrund für die Auflösung genannt. "Die Verkehrsbeeinträchtigung durch die Kundgebung ist äußerst gering. Unsere Kolleg*innen sind vor Ort und sichern derzeit die Brücke", twitterte die Polizei jedoch am Mittwoch.

Die Salztorbrücke füllte sich inzwischen weiter mit Aktivisten, doch nur ein Viertel blockierte, die restlichen Teilnehmer stellten dutzende Blumentöpfe auf der ganzen Länge der Fahrbahn auf, teilweise waren die Töpfe aber mit kleinen Holzkreuzen statt Grünzeug ausgestattet. Vier besonders mutige Teilnehmer seilten sich zudem von der Brücke ab, um ihre Transparente zu präsentieren - ein Polizeiboot mit zwei Mann Besatzung fand sich daher am Donaukanal zu deren Sicherheit ein.

'What do we want? Climate Justice" skandierte man indessen auf der Brücke und unter großem Beifall wurde auf der Mitte der Brücke eine hölzerne Standuhr, deren vier Ziffernblätter 12.00 bzw. 12.05 Uhr anzeigten, um zu symbolisieren, wie knapp die Zeit für "das Überleben der Menschheit im nächsten Jahrhundert", dem Hauptziel der Bewegung, noch ist. Ebenso wurden ein paar Zelte aufgestellt, einige Aktivisten stellten sich scheinbar auf einen längeren Aufenthalt auf der Brücke ein, obwohl sich das Wetter im Gegensatz zum Montag recht unfreundlich präsentierte.

"Mit dem zivilen Ungehorsam ist es vorerst vorbei", resümierte ein Mitorganisator der heutigen Aktion im Gespräch mit der APA. Gegen 19.00 Uhr hatte sich die Zahl der Teilnehmer jedenfalls bereits wieder deutlich reduziert, berichtete Polizeisprecher Eidenberger. Morgen, Donnerstag, steht dann ein Trauermarsch auf dem Programm, der am 16.15 Uhr vom Minoritenplatz aus starten soll. Dieser ist jedoch bereits bei den Behörden gemeldet worden. Radikalere Pläne haben die Londoner Kollegen der Wiener Rebellen für diesen Tag: Sie planen den Flughafen London City zu sperren.

"Friedliche" Blockade des London City Airport

Klimaaktivisten des Bündnisses Extinction Rebellion wollen einen Flughafen in der britischen Hauptstadt London drei Tage lang lahmlegen. Die "friedliche" Blockade des London City Airport werde am Donnerstag beginnen, teilte die Gruppe am Mittwoch mit.

Der nahe der Innenstadt gelegene Flughafen kündigte inzwischen auf seiner Homepage an, er werde eng mit der Londoner Polizei zusammenarbeiten, um "die Sicherheit der Passagiere zu gewährleisten" und "Störungen gering zu halten". Ab 8.00 Uhr (Ortszeit) am Donnerstag wollen die Aktivisten nach eigenen Angaben das Flughafenterminal im "Hongkong-Stil" besetzen, indem sie sich vor die Türen zu Abflug- und Ankunftshallen setzen, legen oder sich dort ineinander verketten. Hunderte Menschen hätten ihre Teilnahme bestätigt und seien "bereit, ihre Freiheit für diesen Zweck zu opfern", teilte das Bündnis mit.

Die Aktivisten wollen sich von verschiedenen Londoner Protestorten ausgehend zusammenzuschließen und gemeinsam zum London City Airport marschieren. Sollte es ihnen nicht gelingen, ihre Protestaktion in den Innenräumen des Flughafens durchzuführen, würden sie "ihn von außen blockieren", indem sie Bahnrouten und Autozufahrten versperrten, kündigte Extinction Rebellion an.

Nach der Blockadeankündigung der Aktivisten rief der Flughafen Passagiere dazu auf, ihre Reisepläne nicht zu ändern, sich aber über ihre Flüge zu informieren. Von den fünf Londoner Flughäfen ist der London City Airport der am nächsten zur Innenstadt gelegene. Im vergangenen Jahr zählte er 4,8 Millionen Passagiere. Die Betreiber planen einen Ausbau des Flughafens. Ein Sprecher des Bündnisses verurteilte das Projekt, das unvereinbar sei mit den Klima-Zielen der britischen Regierung.

Seit Montag gehen die Aktivisten des Bündnisses Extinction Rebellion in mehreren Ländern auf die Straßen, die Proteste sollen rund zwei Wochen dauern und insgesamt etwa 60 Städte betreffen. Nach Angaben der Londoner Polizei wurden seit Beginn der Demonstrationen mehr als 500 Menschen vorläufig festgenommen. Mitte September hatten Aktivisten bereits versucht, den Flugverkehr am Flughafen Heathrow mit Drohnen zu stoppen - jedoch ohne Erfolg.