Erstmals ist eine in Deutschland durch Gelsen übertragene Erkrankung mit dem West-Nil-Virus (WNV) bekannt geworden. Die Person aus Sachsen war an einer Gehirnentzündung erkrankt und ist inzwischen genesen, hieß es am Freitag. In Österreich wurden in den vergangenen Jahren bereits Dutzende im Inland erworbene Infektionen nachgewiesen. Heuer wurden bisher insgesamt vier WNV-Fälle dokumentiert.
Die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) schätzt das Risiko, sich in Österreich anzustecken, weiterhin als "noch sehr gering" ein. Es wurden demnach zwischen 2009 und 2018 insgesamt 45 im Inland erworbene WNV-Fälle bestätigt. Im vergangenen Jahr wurden 27 Ansteckungen registriert, wovon 21 Fälle auf Infektionen innerhalb von Österreich zurückgingen. Die wahrscheinlichen Ansteckungsorte seien in Wien, Niederösterreich und im Burgenland zu finden. Heuer wurden bisher vier Infektionen gemeldet. Es gab laut AGES keinen Todesfall beim Menschen.
Symptome
West-Nil-Viren stammen aus Afrika. Die Erreger werden von Stechmücken zwischen Vögeln übertragen, aber auch Säugetiere, vor allem Pferde, und Menschen können infiziert werden. Infektionen beim Menschen verlaufen zu rund 80 Prozent ohne Symptome und ansonsten mit meist milder und unspezifischer Symptomatik wie Fieber oder Hautausschlag. Nur bei unter einem Prozent aller Betroffenen - meist bei Älteren mit Vorerkrankungen - kommt es zu einer Hirnhautentzündung (Meningitis) oder seltener zu einer Entzündung des Gehirns (Enzephalitis), die tödlich enden kann.
Impfstoffe oder eine spezifische Therapie für Menschen gibt es bisher nicht. Eine Vakzine ist derzeit nur für Pferde erhältlich.
"Offenbar haben die durch den Klimawandel bedingten ungewöhnlich warmen Sommer der letzten beiden Jahre dazu beigetragen, dass sich WNV nördlich der Alpen etabliert hat", sagte Jonas Schmidt-Chanasit, Leiter der Virusdiagnostik am deutschen Nationalen Referenzzentrum für tropische Infektionserreger am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, zur Lage in Deutschland. Die Bedeutung des Klimawandels als Ursache für das Vordringen von "fremden" Stechmückenarten in die nördliche Hemisphäre wird diskutiert, als gesichert gelte, dass auch "einheimische" Gelsen zur Verbreitung beitragen, so die AGES.