Ein Schamane hat Russlands Präsidenten Wladimir Putin als Dämon bezeichnet - und ist in Sibirien festgenommen worden. Medienberichten zufolge stürmten am Donnerstagmorgen nahe Ulan-Ude am Baikalsee maskierte Polizisten das Zelt des Mannes und nahmen ihn ohne Angaben von Gründen mit.

Ursprünglich wollte der Mann mehrere Tausend Kilometer durch Sibirien bis nach Moskau wandern, "um Putin aus Russland zu vertreiben". Bei der Pilgerreise organisierte der Schamane auch immer wieder Kundgebungen. Vor Hunderten Menschen soll er gerufen haben: "Putin ist kein Mensch, sondern ein Dämon." Er müsse aus dem Kreml verbannt werden. Er wolle dies mit Protesten versuchen, scheue sich aber nicht, auch Magie einzusetzen, sagte der Schamane demnach.

Menschenrechtler kritisierten die Festnahme scharf. "Die Aktion des Schamanen ist vielleicht exzentrisch, aber die Antwort der russischen Behörden ist grotesk", sagte die Russland-Chefin von Amnesty International, Natalja Swjagina. "Das ist ein weiterer Akt brutaler Unterdrückung von Menschenrechten." Das russische Innenministerium hingegen erklärte, der Mann sei wegen eines ganz anderen Verbrechens in seiner Heimat Jakutien gesucht worden. Details nannte das Ministerium jedoch nicht.

Schamanismus ist in Russland vor allem in Sibirien verbreitet. Mit jahrhundertalten Riten bitten die Schamanen vor wichtigen Ereignissen um Hilfe der Götter, Geister und Ahnen. Im Frühjahr sorgte ein Fall für Aufsehen, als Schamanen mehrere Kamele zu Ehren Russlands opferten. Der Fall blieb jedoch für die Schamanen ohne größere Folgen.