Trotz des Verbots einer Großdemonstration sind am Sonntag in Hongkong wieder Tausende Regierungskritiker auf die Straße gegangen. Demonstranten aller Altersgruppen schlossen sich dem Marsch an, der in der Nähe des Regierungssitzes entlangzog.
Es kam zu Zusammenstößen, die Polizei setzte Tränengas ein. Radikale Demonstranten errichteten Straßenblockaden, beschädigten U-Bahn-Einrichtungen und warfen Brandsätze.
Es ist das 15. Wochenende in Folge, an dem in der chinesischen Sonderverwaltungsregion demonstriert wird.
Forderungen
Die Demonstranten forderten unter anderem eine unabhängige Untersuchung von Polizeibrutalität, Amnestie für die bereits mehr als 1.000 Festgenommenen und freie Wahlen. Aus Sicherheitsgründen hatte die Polizei vergangene Woche eine Großdemonstration untersagt, zu der die Civil Human Rights Front für diesen Sonntag aufgerufen hatte.
Die Gruppe hatte schon Demonstrationen mit Hunderttausenden bis zu mehr als einer Million Teilnehmern organisiert. Im Anschluss war es aber häufig zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. Seit mehr als vier Monaten wird in Hongkong gegen die dortige Regierung und den wachsenden Einfluss der kommunistischen Führung in Peking auf die Sonderverwaltungsregion protestiert.
Die frühere britische Kronkolonie wird seit der Rückgabe 1997 an China mit einem eigenen Grundgesetz nach dem Prinzip "ein Land, zwei Systeme" autonom regiert. Die sieben Millionen Hongkonger stehen unter Chinas Souveränität, genießen aber - anders als die Menschen in der kommunistischen Volksrepublik - mehr Rechte wie etwa Meinungs- und Versammlungsfreiheit.