Bei einer Massenpanik während des schiitischen Aschura-Festes in der irakischen Stadt Kerbela sind mindestens 31 Menschen ums Leben gekommen. 100 Personen seien verletzt worden, davon zehn schwer, meldete die irakische Nachrichtenagentur INA am Dienstag unter Berufung auf das Gesundheitsministerium. Die irakische Nachrichtenseite Shafaaq News meldete, einige Opfer seien erstickt.
Kerbela, rund 90 Kilometer südlich der Hauptstadt Bagdad, ist Zentrum des Aschura-Festes, einer der wichtigsten Feierlichkeiten des schiitischen Islams. In der Stadt ziehen jedes Jahr riesige Menschenmassen durch die Straßen, um an den Tod des Imams Hussein zu erinnern, einem Enkel des Propheten Mohammed. Dafür reisen auch viele Pilger aus dem Ausland an, etwa aus dem Iran.
Repressionen unter Brüdern
Nach Angaben des Sprechers einer lokalen religiösen Einrichtung kam es zu dem Unglück wegen eines großen Andrangs von Gläubigen am Eingang zur Grabmoschee Husseins. Der Sprecher wies Meldungen zurück, ein Eingangstor oder ein überdachter Durchgang seien eingestürzt.
Immer wieder erlebt die arabische Welt bei religiösen Feiern Massenpaniken mit vielen Opfern. Vor vier Jahren wurden während der muslimischen Wallfahrt in die saudi-arabische Stadt Mekka nach offiziellen Angaben im Gedränge mehr als 750 Pilger getötet. Inoffizielle Berechnungen kamen auf rund 2.000 Todesopfer. Die Behörden ließen danach die Sicherheitsstrukturen überarbeiten.
Im Irak waren zudem früher mehrfach bei Terrorangriffen auf Aschura-Pilger viele Menschen ums Leben gekommen. Verantwortlich dafür waren sunnitische Extremisten wie die Terrormiliz Islamischer Staat (IS), die die Schiiten als Abtrünnige bekämpfen.
Nach der schiitischen Überzeugung starb Imam Hussein im Jahr 680 nach Christus in der Schlacht von Kerbela einen Märtyrertod. Damals waren Streitigkeiten über die rechtmäßige Nachfolge Mohammeds entbrannt. Aus diesem Konflikt entstanden schließlich mit den Sunniten und Schiiten die beiden großen Strömungen des Islams, zu deren Trennung die Schlacht von Kerbela entscheidend beitrug.
Auch in der libanesischen Hauptstadt Beirut feierten die Schiiten unter großen Sicherheitsvorkehrungen das Aschura-Fest. Tausende schwarz gekleidete Anhänger der Hisbollah-Organisation marschierten durch einen Stadtteil im Süden Beiruts. Sie stimmten Rufe wie "islamischer Widerstand" und "Tod für Israel" an. Dabei schlugen sie sich zur symbolischen Geißelung mit den Händen auf die Brust.