Der Zustand des Amazonas-Regenwalds droht nach Einschätzung von Experten zu kippen. Der Chef der Internationalen Tropenholz-Organisation (ITTO), Gerhard Dieterle, sagte am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP, die Brände im Regenwald berührten den "Bestand des Regenwaldes als Ganzes". Die Lage am Amazonas sei sehr dringlich. "Viele Experten befürchten, dass es ein Wendepunkt ist", sagte Dieterle.
Der frühere Weltbank-Experte für Forstprogramme leitet die internationale Organisation für nachhaltige Waldnutzung seit Mai 2017. Mehr als 82.000 Waldbrände wüten derzeit in Brasilien, davon mehr als die Hälfte im Amazonasbecken.
Einige der Feuer hätten natürliche Ursachen, sagte Dieterle am Rande einer Entwicklungskonferenz für Afrika im japanischen Yokohama. Die meisten seien jedoch von Bauern und Rinderzüchtern gelegt worden, um Acker- und Weideland zu gewinnen.
"Wenn dichte tropische Wälder von Waldbränden betroffen sind, brauchen sie viele, viele Jahre, um sich neu zu gruppieren. Das wird das Klima ändern, das örtliche Klima, das nationale Klima und das regionale Klima. Es wird auch das globale Klima beeinflussen", sagte Dieterle, der über 35 Jahre Erfahrung in Forst-, Umwelt- und Entwicklungspolitik verfügt und früher unter anderem für die EU-Kommission arbeitete.
"In derselben Weise, wie wir über Ernährungssicherheit reden, müssen wir auch über Waldsicherheit und Wassersicherheit reden", forderte der Forstexperte. Es müsse mehr über die Rolle und den Nutzen produktiver Waldwirtschaft gesprochen werden,"bevor es zu spät ist".