Der Vatikan hat gegen den ehemaligen Vorsitzenden der Chilenischen Bischofskonferenz Vorermittlungen eingeleitet. Alterzbischof Bernardino Pinera Carvallo wird sexueller Missbrauch an einem Minderjährigen zur Last gelegt, wie die Päpstliche Nuntiatur am Dienstag (Ortszeit) laut Kathpress in Santiago de Chile mitteilte. Der Vorfall liegt rund 50 Jahre zurück.
Die Ermittler stünden in Kontakt mit dem mutmaßlichen Opfer, das die Vorwürfe vorgebracht hat, gleichzeitig handle man unter Beachtung des Grundsatzes der Unschuldsvermutung, heißt es in der Erklärung der Nuntiatur.
Klärung der Vorwürfe
Der 103 Jahre alte emeritierte Erzbischof von La Serena ist ältester katholischer Bischof weltweit und zugleich ein Onkel des amtierenden chilenischen Staatspräsidenten Sebastian Pinera. In einer Erklärung kündigte Alterzbischof Pinera seine volle Bereitschaft zur Klärung der Vorwürfe an. "Ich glaube daran, dass ich in meinem langen Priesterleben immer ein makelloses Verhalten an den Tag gelegt habe", fügte er nach Angaben von "El Pais" hinzu.
Bernardino Pinera wurde 1947 zum Priester geweiht. Er war zunächst Weihbischof in Talca, dann Bischof von Temuco, bevor er Erzbischof von La Serena wurde. Pinera nahm laut chilenischen Medienberichten an vier Sitzungen des Zweiten Vatikanischen Konzils teil. Von 1983 bis 1988 war er Vorsitzender der Chilenischen Bischofskonferenz und füllte auch Funktionen innerhalb des Lateinamerikanischen Bischofsrates CELAM aus.
Schwerer Missbrauchsskandal
Die chilenische Kirche wird seit Jahren von einem schweren Missbrauchsskandal erschüttert. Eine Schlüsselrolle spielt der inzwischen aus dem Klerikerstand entlassene Fernando Karadima (89). 2011 wurde er wegen sexueller Vergehen verurteilt. Aus seinem Kreis gingen mehrere Bischöfe hervor, von denen inzwischen mehrere zurückgetreten sind.
Medienberichten zufolge ermittelt die chilenische Justiz derzeit in mehr als 150 Verdachtsfällen wegen Missbrauchs gegen über 200 kirchliche Mitarbeiter oder Kirchenvertreter. Bei den mutmaßlichen Opfern gehe es um rund 240 Personen, von denen etwa die Hälfte zum Tatzeitpunkt minderjährig gewesen sein sollen.