Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg ist per Segelboot auf dem Weg zum UN-Klimagipfel in New York. Die Hochseeyacht "Malizia II." mit der 16-Jährigen an Bord lief am Mittwochnachmittag vom Hafen der britischen Stadt Plymouth aus. Die Überfahrt wird voraussichtlich zwei Wochen dauern.
Thunberg ist zuvor noch nie gesegelt. Seekrankheit und mangelnden Komfort nehme sie aber in Kauf, sagte die Schwedin vor ihrer Abreise.
"Ich bin einer der wenigen Menschen auf der Welt, die das wirklich tun können, und ich denke, ich sollte die Chance wahrnehmen", sagte Thunberg vor ihrer Abreise. Mit an Bord sind auch Thunbergs Vater und ein Filmemacher.
Zum Klimagipfel nach New York
Da sich die 16-Jährige aus Klimaschutzgründen weigert zu fliegen, überquert sie den Atlantik an Bord der von dem deutschen Profisegler Boris Herrmann gesteuerten Yacht. Co-Skipper ist der Gründer des Malizia-Teams und Mitglied des Fürstenhauses Monaco, Pierre Casiraghi.
In New York will Thunberg am 23. September an einem UN-Klimagipfel teilnehmen. Zuvor wird sie sich an Jugenddemonstrationen beteiligen. Anschließend plant sie, nach Kanada, Mexiko und schließlich zur nächsten UN-Klimakonferenz Anfang Dezember nach Santiago de Chile weiterzureisen. Wie sie später wieder nach Hause kommt, weiß sie nach eigenen Worten noch nicht.
Bis zu 70 km/h
Die 18 Meter lange Rennyacht erreicht Geschwindigkeiten von rund 35 Knoten (70 Stundenkilometer). Die Höchstgeschwindigkeit will der Kapitän aber nicht ausreizen. "Das Ziel ist, sicher und zuverlässig in New York anzukommen", sagte Herrmann der Nachrichtenagentur AFP.
Thunberg ist mit ihren scharfen Warnungen vor einer Klimakatastrophe zum Aushängeschild des Klimaschutzes geworden. Mit ihren Schulstreiks inspirierte sie Kinder in aller Welt im Rahmen der Fridays for Future-Bewegung zu Protesten gegen die Erderwärmung. Wegen ihrer kompromisslosen Haltung wurde sie jedoch auch kritisiert.
Angst, dass sie in den USA von Leugnern des menschengemachten Klimawandels unfreundlich empfangen werden könnte, hat Thunberg nicht. "Ich werde sie einfach ignorieren." Sie spreche und handele nur entsprechend den Erkentnissen der Wissenschaft. "Wenn ihnen das nicht gefällt, was habe ich damit zu tun?", sagte die Schwedin.
In den weltweiten Schülerprotesten sieht Thunberg Anlass zu Optimismus. "Die Denkweise vieler Menschen ändert sich. Auch wenn das nicht genug ist, und auch wenn es nicht schnell genug geht, ist es zumindest etwas", sagte sie. US-Präsident Donald Trump will sie in den USA nicht treffen. Sie habe ihm nichts zu sagen, erklärte Thunberg.
Die "Malizia II." ist mit Solaranlagen und Unterwasserturbinen zur Stromerzeugung ausgestattet. Das Innere der Rennyacht ist karg, vier Kojen gibt es. Herrmann und Casiraghi teilen sich eine und schlafen abwechselnd.
Die Toilette ist ein blauer Plastikeimer mit einem biologisch abbaubaren Beutel, der über Bord geworfen werden kann. Als Proviant wurden gefriergetrocknete Päckchen mit veganem Essen an Bord gebracht. Der Inhalt wird mit Wasser gemischt und auf einem winzigen Gasherd erhitzt.
Thunberg sieht die spartanische Ausstattung gelassen. "Man kann nicht wirklich viel verlangen, wenn man kostenlos über den Atlantik segeln darf", sagte sie. Im Gepäck hat sie viele Bücher und Brettspiele sowie ein Plüsch-Kaninchen.