Der zeitweise durch Demonstranten lahmgelegte Flughafen von Hongkong hat seinen Betrieb wieder aufgenommen. Wie ein Flughafensprecher mitteilte, lief das Einchecken von Passagieren Dienstagfrüh wieder an. Die Informationstafeln zeigten an, dass die Abflüge einiger Maschinen kurz bevorstanden.
Auf der Handy-App des Flughafens hieß es, der Flugplan werde neu terminisiert und es sei zu erwarten, dass einzelne Flüge davon betroffen seien. Die Hongkonger Fluggesellschaft Cathay Pacific erklärte, es seien rund 200 Flüge gestrichen worden, man werde lediglich eine begrenzte Anzahl von Starts und Landungen durchführen. Ein ähnliches Bild zeigte sich bei anderen Fluggesellschaften, etwa Emirates und Vorgin.
Zentrales Drehkreuz
Am Montag hatte die Flughafen-Behörde den Betrieb an dem Flughafen, einer der geschäftigsten weltweit und ein zentrales Drehkreuz für Langstreckenflüge über China und Südostasien, eingestellt. Etwa 190 Flüge waren nach chinesischen Angaben betroffen. Der konkrete Auslöser für den Schritt war nicht klar. In dem Gebäude hielten sich seit vier Tagen Tausende Demonstranten auf, die dort auf friedliche Weise gegen die Regierung protestieren. Bis zum Dienstagmorgen hatten die allermeisten Menschen den Flughafen verlassen, lediglich rund 50 harrten in dem Gebäude aus und protestierten weiter. Die Flughafenverwaltung hat die Demonstranten für die Schließung des mit rund 73 Millionen jährlichen Passagieren achtgrößten Flughafens der Welt am Montag verantwortlich gemacht.
Die Demonstrationen am Airport sind Teil einer größeren Protestbewegung, die in den vergangenen Wochen immer wieder Teile der Millionenmetropole lahmgelegt hat. Zuletzt kam es dabei auch vermehrt zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Teilnehmern und der Polizei. In der chinesischen Regierung werden inzwischen Vergleiche zum Terrorismus gezogen. Das schürt Sorgen, dass die Sicherheitskräfte demnächst härter durchgreifen könnten. Ein Vertreter der US-Regierung rief alle Seiten dazu auf, auf Gewalt zu verzichten. Der Mehrheitsführer der Republikanischen Partei im US-Senat, Mitch McConnell, erklärte, ein Einsatz von Gewalt gegen die Demonstranten wäre vollkommen inakzeptabel. Er lobte die Demonstranten dafür, dass sie sich der Kommunistischen Partei Chinas mutig entgegenstellten.
Seit zweieinhalb Monaten wird protestiert
Die Proteste in der chinesischen Sonderverwaltungszone halten bereits seit zweieinhalb Monaten an. Sie richteten sich ursprünglich vor allem gegen ein - später auf Eis gelegtes - Auslieferungsgesetz, das die Überstellung von Verdächtigen an Festlandchina erlaubt hätte. Die Demonstrationen weiteten sich danach zu einer Bewegung gegen den wachsenden Einfluss Pekings in Hongkong und für mehr Demokratie aus. Der früheren britischen Kronkolonie Hongkong wurden nach der Übergabe an China 1997 besondere Rechte wie das der freien Meinungsäußerung eingeräumt. Diese Rechte sehen die Regierungskritiker nun gefährdet.