Die NGO "The White Counter" gab die Zahl der Teilnehmer bei einer der größten genehmigten Demos der letzten Jahre in Ruissland mit 49.900 an, die Polizei mit rund 20.000. Am Wochenende wurden nun mehr als 200 Menschen festgenommen. In den vergangenen Wochen waren bei bereits bei mehreren nicht genehmigten Kundgebungen rund 2.400 Menschen festgenommen worden, die Behörden ermitteln wegen "Massenunruhen".
Vier Wochen vor der anstehenden Kommunalwahl versammelten sich die Kundgebungsteilnehmer auf der Andreja-Sacharowa-Straße im Zentrum von Moskau. Sie trugen Plakate mit Aufschriften wie "Gebt uns das Recht zu wählen!" und "Ihr habt uns genug belogen!"
Einer der bekanntesten Rapper Russlands, Oxxxymiron, nahm an der Demonstration teil und trug ein T-Shirt mit einem Foto des inhaftierten Studenten Jegor Schukow. Der Rapper Face sagte, er trete bei der Veranstaltung auf, damit "meine Leute Freiheit und das Recht zum Wählen haben".
Friedliche Demonstranten festgenommen
"Ich bin außer mir über diese Ungerechtigkeit an allen Ecken", schimpfte die 60-jährige Ingenieurin Irina Dargolz. "Sie lassen Kandidaten nicht zur Wahl zu, die die erforderlichen Unterschriften gesammelt haben, sie nehmen Menschen fest, die friedlich protestieren."
Zahlreiche Oppositionskandidaten waren wegen angeblicher formaler Mängel von der Kommunalwahl in Moskau ausgeschlossen worden. Die meisten von ihnen wurden inzwischen wegen Verstößen gegen das Demonstrationsgesetz inhaftiert. Es fühle sich für ihn so an, als sei "dasLand ein Gefangener" und seine Bürger "Geiseln", sagte der Aktivist Dmitri Chobbotowski.
Der inhaftierte Kreml-Kritiker Alexej Nawalny ließ über soziale Medien einen Aufruf an die Demonstranten verbreiten, sie sollten nach der Kundgebung zu "Spaziergängen" in Moskau aufbrechen. Die Polizei warnte vor derartigen Protestformen und drohte an, Teilnehmer von illegalen Aktionen festzunehmen. Nawalnys Weggefährte Boris Solotarewski rief dessen Anhänger dazu auf, vor Putins Verwaltungsbüros zu ziehen. Kurz darauf wurde er inhaftiert.
Mit Schlagstöcken
Die USA und die EU hatten Russland für das brutale Vorgehen gegen Aktivisten bei den jüngsten Protesten kritisiert. Polizeikräfte waren mit Schlagstöcken auf die Aktivisten losgegangen. Der prominente Kreml-Kritiker Alexej Nawalny war Ende Juli wegen des Aufrufs zu nicht genehmigten Demonstrationen festgenommen und zu 30 Tagen Haft verurteilt worden.
Die russischen Behörden hatten ihr Vorgehen gegen Nawalny zuletzt verschärft. Am Donnerstag wurden die Konten von Nawalnys Anti-Korruptions-Stiftung sowie von einigen seiner Unterstützer eingefroren. Zudem durchsuchte die Polizei Wohnungen von Nawalny-Vertrauten. "Was wir jetzt sehen, ist der bisher aggressivste Versuch, uns zum Schweigen zu bringen", schrieb Nawalny daraufhin in seinem Blog.