Beschimpfungen, Pfiffe und Tränen gab es auf der spanischen Ferieninsel Mallorca im Vorfeld eines Stierkampfs, der trotz Protesten von rund 400 Gegnern stattfand. Knapp 9000 Fans zahlten zwischen 30 und 150 Euro.

Bereits zwei Stunden vor Beginn des Events versammelten sich die Stierkampfgegner, beschimpften rund 30 Stierkampf-Fans, die eine "Gegendemo" organisierten, als "Mörder" und skandierten inbrünstig Slogans wie: "Mallorca tötet nicht, Mallorca schützt Tiere!", "Kultur ist nicht Tortur" und "Torero, Du Feigling, wir wünschen dir einen schlechten Abend!". Einige junge Demonstrantinnen hatten Tränen in den Augen.

Gute Laune beim Kampf

Der Stimmung in dem vor 90 Jahren im Jugendstil erbauten "Coliseo Balear", das zwischen 1999 und 2013 sechsmal Schauplatz der früheren ZDF-Show "Wetten dass..?" war und in dem 2016 das Finale von Heidi Klums ProSieben-Show "Germany's Next Topmodel" ausgerichtet wurde, taten die Proteste später aber keinen Abbruch.

Zu spanischer Volksmusik herrschte prächtige Laune. Immer, wenn einer der Matadoren versuchte, mit seinem Degen von oben herab das Herz des Stieres zu erreichen und dem Bullen den Todesstoß zu versetzen, brachen die Zuschauer in besonders lautem Jubel aus. "Oleeee" und "Bieeen" (Guuuut), ertönte aus den Rängen fast unisono.

Nach dem Tod des ersten Stieres durch den im grünen Glitzeranzug gekleideten Star-Matador Morante de la Puebla, der fünf Versuche benötigte, lief ein Stierkampfgegner aus Protest in die Arena. Der Mann wurde von Ordnern aber schnell wieder hinausgezerrt.

Rückkehr der Toreros

Die Rückkehr der Toreros auf die Insel war vom spanischen Verfassungsgericht vor einigen Monaten ermöglicht worden. Ende 2018 kippten die Richter in Madrid in Teilen ein Gesetz der Region Balearen, zu der Mallorca gehört, aus dem Jahr 2017, das die linke Regionalregierung dort durchgebracht hatte, und das unter anderem die Verletzung oder Tötung der Stiere untersagte.

9000 Fans kamen zum ersten Stierkampf nach zwei Jahren
9000 Fans kamen zum ersten Stierkampf nach zwei Jahren © Fernando Cortés de Pablo - stock.adobe.com

Dieses Verbotwurde wieder aufgehoben. Die Begründung der Richter: Da der Stierkampf 2013 zum nationalen Kulturgut erklärt worden sei, könne nur der Zentralstaat über solche Verbote entscheiden. Die Regionen dürfen demnach nicht eigenmächtig solche Beschlüsse fassen.

Nichts für Minderjährige

Einige der Beschlüsse von 2017 gelten auf Mallorca aber weiterhin. Zum Beispiel durften Minderjährige am Freitag nicht in die Arena. Es galt auch ein Alkoholverbot. Und die Stiere müssen vor ihrem Einsatz per Blutprobe auf Doping- und Beruhigungsmittel untersucht werden. Die Polizei werde über die Einhaltung dieser und anderer Vorschriften wachen, teilte die Stadtverwaltung am Donnerstag mit.

Unter den Zuschauern, die am Freitag den Auftritt der vier Star-Toreros um Morante de la Puebla und Julian Lopez Escobar, genannt "El Juli", auf keinen Fall verpassen wollten, waren auch viele in Spanien bekannte Politiker der konservativen Volkspartei (PP). Wie zum Beispiel der Parlamentsabgeordnete Adolfo Suarez Illana, ein Sohn des früheren Ministerpräsidenten Adolfo Suarez Gonzalez. Die PP des damaligen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy war es auch gewesen, die die Richter in dieser Sache angerufen und gefordert hatte, dass das Tötungsverbot wieder aufgehoben wird.

Mit Mallorca fiel eine der letzten "stierkampffreie Bastionen" Spaniens. Schon 2016 hatte die Justiz ein in Katalonien seit 2010 geltendes Stierkampfverbot gekippt. Die Kanaren sind die einzige Region, in der noch eine Art Stierkampfverbot gilt. Auf den Atlantik-Inseln gibt es aber auch keine Tradition des Spektakels.