Der großräumige Stromausfall in Großbritannien ist nach Angaben des Netzbetreibers National Grid nicht auf "böse Absicht" zurückzuführen. Nach den ersten Untersuchungen sehe es nicht so aus, als wenn etwa eine Cyberattacke die Störungen vom Vortag hervorgerufen habe, sagte der zuständige Abteilungsleiter, Duncan Bart, am Samstag der RundfunkgesellschaftBBC.

Vielmehr führte National Grid die Panne darauf zurück, dass nacheinander zwei Generatoren ausgefallen seien, was "unerwartet und ungewöhnlich" sei. Von dem Blackout waren mehr als 900.000 Menschen betroffen, vielerorts wurde der Verkehr lahmgelegt.

Der Netzbetreiber kündigte einen Bericht an die Aufsichtsbehörde Ofgem an, die bereits am Freitag von National Grid darüber Aufschluss verlangt hatte, "was schief gelaufen ist", damit entsprechende Maßnahmen für die Zukunft ergriffen werden könnten. Branchenexperten vermuteten, dass zunächst ein Kraftwerk in Bedfordshire, nördlich von London, und dann eine Windenergie-Offshore-Anlage in Yorkshire vom Netz gegangen seien. Daraufhin fielen großflächig Ampelanlagen aus, viele Züge blieben stehen.

Krankenhaus betroffen

In London und weiteren Teilen Großbritanniens ist am Freitag großflächig der Strom ausgefallen. Betroffen davon waren Züge, Flughäfen, Tausende Haushalte und sogar ein Krankenhaus. Grund für die Panne waren nach Angaben des Netzbetreibers National Grid zwei fehlerhafte Stromgeneratoren. Die Probleme seien inzwischen behoben worden, teilte das Unternehmen am Abend mit.

Im ostenglischen Ipswich fiel sogar in einem Krankenhaus vorübergehend der Strom aus. Die Mitarbeiter hätten während des 20 Minuten dauernden Ausfalls jedoch dafür gesorgt, dass keiner der Patienten in Gefahr geraten sei, sagte eine Sprecherin des Ipswich Hospital der Deutsche Presse-Agentur.

Am Flughafen in Newcastle sollen laut einem Bericht zwischenzeitlich die Lichter ausgegangen sein. Newcastle Airport bestätigte, von dem Vorfall betroffen zu sein, versicherte jedoch per Twitter, der Flughafen sei "zu 100 Prozent einsatzfähig". Die beiden größten Airports des Landes, London Heathrow und London Gatwick, waren den Berichten zufolge nicht betroffen.

Größere Auswirkungen hatte die Panne für Zugreisende. An vielen Bahnhöfen herrschte Chaos. Der Verband der britischen Eisenbahngesellschaften, National Rail, teilte mit, eine große Zahl von Zugverbindungen sei beeinträchtigt, auch Anzeigetafeln seien teilweise betroffen. Berichte über stillstehende Züge gab es auch aus Nordengland und Wales. Am Bahnhof Kings Cross in London, wo viele Züge Richtung Norden abfahren, ging nichts mehr. Er musste wegen Überfüllung geschlossen werden. Fahrgästen wurde geraten, zuhause zu bleiben.

"Aufgrund von Stromausfällen können Züge im ganzen Streckennetz ausfallen oder von Verspätungen betroffen sein", teilte auch das Unternehmen Thameslink mit, das Züge im Großraum London betreibt. Die U-Bahnlinie Victoria Line war Berichten zufolge lahmgelegt. Die Nahverkehrsgesellschaft Transport for London mahnte Autofahrer wegen ausgefallener Ampeln zur Vorsicht.

110.000 Menschen ohne Strom

Auch Privathaushalte blieben nicht verschont. Der regionale Netzbetreiber Northern Power Grid teilte mit, im Nordosten Englands seien 110.000 Menschen vorübergehend vom Stromnetz abgeschnitten gewesen.