Der Weltklimarat IPCC hat am Donnerstag einen Sonderbericht zum Thema Landnutzung und Lebensmittelsicherheit veröffentlicht. Darin geht es darum, wie Landnutzung - etwa Ackerbau und die Rodung von Wäldern - die Erderwärmung verstärkt und die Ernährung der Menschen weltweit gefährdet. Das Gremium hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten zu einer Autorität in Sachen Klimawandel entwickelt.
Auch wenn der IPCC die meiste Zeit "still" vor sich hin arbeitet, um aus einer Vielzahl von Studien und Statistiken die neuesten Erkenntnisse zum Klimawandel zusammenzutragen, gibt er mit solchen Berichten immer wieder wichtige Impulse in der Klima-Debatte. Der Intergovernmental Panel on Climate Change wurde 1988 von der UN-Umweltorganisation (UNEP) und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) gegründet. Seine Aufgabe ist es, die Politik neutral über die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Klimaveränderung und über mögliche Gegenmaßnahmen zu informieren. Dem IPCC gehören 195 Staaten an. Sie entsenden Experten, die eigenständig Berichte erstellen und das letzte Wort darüber haben.
Tausende Wissenschafter beteiligt
Das Gremium mit Sitz in Genf wird seit 2015 von dem Südkoreaner Hoesung Lee geleitet, einem Experten für die wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels. Die IPCC-Berichte werden von tausenden Wissenschaftern zusammengestellt, darunter neben Klima- und Meeresforschern auch Statistiker, Ökonomen und Gesundheitsexperten.
Der IPCC betreibt keine eigene Forschung zum Klimawandel, sondern wertet tausende Studien aus und fasst die zentralen Erkenntnisse daraus zusammen. Die verwendeten Studien haben im Regelfall das sogenannte Peer-Review-Verfahren durchlaufen - sind also von anderen Wissenschaftern begutachtet worden. Ausnahmen sind nur in begründeten Fällen zulässig, etwa bei regionalen Studien ohne externe Begutachtung oder speziellen amtlichen Statistiken.
Außerdem gibt es mehrere tausend beim IPCC registrierte wissenschaftliche Gutachter, die zu allen Aussagen in den Berichten Kommentare oder Kritik einreichen können. Alle fünf bis sechs Jahre veröffentlicht der IPCC umfassende Überblicke über den aktuellen Stand der Klimaforschung, die in der Regel etwa 1500 Seiten stark sind. Der erste IPCC-Bericht wurde 1990 veröffentlicht.
Bericht zu Weltmeeren folgt
Die regulären Berichte werden von je drei Arbeitsgruppen zusammengestellt: Eine legt die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Klimawandel dar, die zweite beleuchtet die Folgen der Erderwärmung - und die dritte zeigt Handlungsoptionen auf.
Abgesehen von diesen regulären Veröffentlichungen erstellt der Weltklimarat auch Sonderberichte zu bestimmten Aspekten des Klimawandels. So soll auf den aktuellen Report zur Landnutzung bereits im September dieses Jahres ein weiterer Sonderbericht zu den Veränderungen der Weltmeere und der Permafrostgebiete folgen.
Zu jedem Bericht fertigt der IPCC eine Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger an. Diese wird jeweils in mehreren Runden redigiert - erst von Wissenschaftern, dann von Regierungsvertretern. Der abschließende Entwurf der Berichtszusammenfassung wird dem IPCC-Plenum vorgelegt, das den Text Zeile für Zeile durchgeht und ihn schließlich im Konsens verabschiedet.
Wichtige und zuverlässige Informationen
Regierungen können Änderungen an der Zusammenfassung erwirken - allerdings nur, wenn die neuen Formulierungen durch die wissenschaftlichen Erkenntnisse im Bericht gedeckt sind. Der IPCC wird dafür gelobt, dass er Entscheidungsträgern mit seiner eingehenden Untersuchung des Klimawandels wichtige und zuverlässige Informationen bereitstellt. 2007 wurde das Gremium zusammen mit dem früheren US-Vizepräsidenten und Klimaschutz-Vorkämpfer Al Gore mit dem Friedensnobelpreis geehrt. Mit kleineren Fehlern in seinen Berichten lieferte der IPCC allerdings immer wieder Skeptikern Munition, welche die Kompetenz des Gremiums anzweifeln und ihm Befangenheit vorwerfen. Einige Wissenschafter werfen dem IPCC vor, bei der Bewertung von Risiken zu konservativ zu sein und damit zu einer Unterschätzung der Gefahren durch den Klimawandel beizutragen.