Fast vier Monate nach dem verheerenden Brand der Pariser Kathedrale Notre-Dame schließen die französischen Behörden die Gefahr einer Bleivergiftung für Anrainer aus. "Alle Tests, die wir in einem Umkreis von 500 Metern um Note-Dame vorgenommen haben, sind negativ", sagte der stellvertretende Pariser Bürgermeister Emmanuel Gregoire am Dienstag im Sender LCI. "Das heißt: Es besteht keine Gefahr."
Bei dem Brand am 15. April waren das Dach und der Spitzturm der gotischen Kathedrale zerstört worden. Hunderte Tonnen hochgiftiges Blei, die dort verbaut worden waren, waren in der Hitze geschmolzen. Umweltschützer warnten schon damals, dass die freigesetzten Bleipartikel ein Risiko für die Gesundheit der Anrainer darstellten. Blei im Körper kann zu neurologischen Schäden und Nierenproblemen führen, insbesondere bei Kindern.
Mitte Juli berichtete das französische Enthüllungsportal "Mediapart", dass in Schulen und Krippen in der Umgebung von Notre-Dame gefährlich hohe Bleistaubkonzentrationen gemessen worden seien. Bei einer Volksschule wurde der Grenzwert demnach um das Zehnfache überschritten. Die Behörden hatten dem Bericht zufolge bis Mai damit gewartet, Proben in den zehn Schulen und Krippen im Umkreis von 500 Metern um die Kathedrale zu nehmen.
Jetzt neue Messungen
Am Montagabend veröffentlichten die Pariser Behörden nun die Ergebnisse neuer Messungen in den Schulen und Krippen rund um Notre-Dame. Im Durchschnitt wurden demnach weniger als 70 Mikrogramm Blei pro Quadratmeter gemessen. Wenn dieser Grenzwert überschritten wird, empfehlen die französischen Gesundheitsbehörden, die Bleikonzentration im Blut kontrollieren zu lassen. Nach dem Brand waren die Bleiwerte in der Pariser Innenstadt teilweise deutlich höher gewesen.
Wie die Behörden einräumten, wurden an einigen Schulen und Krippen außerhalb des 500-Meter-Umkreises vereinzelt auch zuletzt noch mehr als 1.000 Mikrogramm Blei pro Quadratmeter gemessen, etwa auf Schulhöfen. Sie sollen nun bis zum Ende der Sommerferien "gründlich" gereinigt werden, wie Vize-Bürgermeister Gregoire zusagte.
Vor knapp zwei Wochen waren die Wiederaufbauarbeiten an der Kathedrale gestoppt worden, weil die Bleibelastung zu hoch war. Sie sollen erst ab der kommenden Woche schrittweise wieder aufgenommen werden, wenn es neue Schutzvorkehrungen für die Arbeiter gibt. Am Montag hatten Gewerkschaften und Verbände die Behörden aufgefordert, den Schutz noch zu verbessern. Die Idee, eine Schutzglocke um die Kirche zu errichten, wies Gregoire allerdings zurück. Eine solche Konstruktion sei "aus technischer und finanzieller Sicht" zu komplex.