Die bereits dritte Hitzewelle lähmt große Teile Europas (Österreich inklusive), die Welt erlebte den heißesten Juni aller Zeiten. Nun sind auch Regionen, bei denen man nicht unmittelbar an Waldbrände denkt, massiv betroffen: Derzeit lodert es in Alaska schon an 250 Stellen und auf einer Fläche von 9000 Quadratkilometern – was ungefähr der Fläche des Bundeslands Kärnten entspricht. 200 Feuer sind unkontrollierbar, weil verstreut oder nicht zu erreichen.

"Auf einem Allzeithoch"

Und das Schlimmste scheint noch nicht überstanden: "Was die Voraussetzungen für weitere Feuer angeht, befinden wir uns auf einem Allzeithoch", sagt nun der Chef der Feuerbekämpfung Alaskas, Norm McDonald. Neue Prognosen für die Gefahr von Waldbränden seien "beispiellos" und im Vergleich zu normalen Jahren bereits doppelt so hoch. Besondere Bedrohung geht vom "Lost Jack Fire" und vom "Smith Creek Fire" im Südwesten aus.

Nicht nur Alaska ist derzeit betroffen: Laut "Copernicus Atmosphere Monitoring Service" (Cams), dem atmosphärischen Monitoring-Programm der EU-Kommission, toben auch in Kanada und Sibirien Feuer. Ihre Zahl sei um ein Vielfaches höher als in den Vorjahren. Experten sehen einen Konnex mit den steigenden Temperaturen. In Russland brannte eine Waldfläche von gut zwei Millionen Hektar ab – so wird auch das Auftauen des Permafrostbodens mit hohem Torfanteil beschleunigt. Aus Torf wiederum entweicht klimaschädliches CO2. 

Die Rauchentwicklung ist enorm, die Waldbrände setzen Kohlendioxid in die Atmosphäre frei
Die Rauchentwicklung ist enorm, die Waldbrände setzen Kohlendioxid in die Atmosphäre frei © CAMS

Mark Parrington vom Cams postete auf Twitter eine Grafik, die das derzeitige, enorme Ausmaß der Rauchentwicklung zeigt (siehe oben). Klar ist, dass es im trockenen Sommer im dicht bewachsenen Alaska immer Feuer gab, häufig ausgelöst durch Blitzschläge. In einem gewissen Ausmaß sind diese – die "Fire Season" wird von den Behörden mit 1. April bis 31. August angegeben – für das ökologische Gleichgewicht sogar nützlich. Heuer ist das übliche Maß mit 558 bislang verzeichneten Bränden deutlich überschritten.

"Deutlich heftiger als sonst"

Greenpeace-Klimaexperte Adam Pawloff umreißt die dramatische Situation am Polarkreis: „Die aktuellen Brände in der Arktis sind ein massives Warnsignal. Obwohl Brände immer wieder vorkommen, sind diese deutlich heftiger als sonst. Die Hitzeentwicklung beispielsweise ist um das Zehnfache höher als im Durchschnitt", bilanziert Pawloff.

Bedenklich sind dabei auch die zusätzlichen Mengen an CO2, die dadurch freigesetzt werden: "Laut Cams sind alleine im Juni zusätzliche 50 Millionen Tonnen klimaschädliches CO2 emittiert worden. Das ist mehr als die Hälfte der Emissionen in Österreich in einem ganzen Jahr." Pawloff sieht in der Situation in der arktischen Region klare Symptome: "Die Klimakatastrophe ist keine abstrakte Zukunftsbedrohung, sondern wirkt sich bereits heute aus."