In Hongkong haben Demonstranten das Parlament gestürmt. Mit einem Rollwagen aus Metall, Stöcken und Gerüstteilen zertrümmerte eine kleine Gruppe von hauptsächlich Studenten verstärktes Glas und bahnten sich ihren Weg in das Gebäude des Legislativrates. Die mit Schlagstöcken ausgestattete Bereitschaftspolizei setzte Pfefferspray ein.

Tausende gingen am Montag erneut gegen ein Gesetzesvorhaben, das Auslieferungen auch von Ausländern an China ermöglichen soll, auf die Straße. Es ist der 22. Jahrestag der Übergabe der früheren britischen Kronkolonie an China.

Die Proteste halten bereits seit Wochen an. Dabei kam es immer wieder zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizei.

Aufgeheizte Stimmung

Zum Jahrestag der Rückgabe des Gebietes an China ist in Hongkong am Nachmittag eine große Demonstration geplant. Der jährliche Protestmarsch dürfte wegen der ohnehin aufgeheizten Stimmung in der Finanzmetropole in diesem Jahr besonders groß ausfallen.

In den vergangenen Wochen erlebte Hongkong wegen eines umstrittenen Gesetzes für Auslieferungen an China die größten Proteste seit drei Jahrzehnten. Bis zu zwei Millionen Menschen gingen auf die Straße, um gegen die Politik der Regierungschefin Carrie Lam zu protestieren.

Das Auslieferungsgesetz würde es Hongkongs Behörden erlauben, von China beschuldigte Personen an die Volksrepublik auszuliefern. Kritiker warnen, Chinas Justiz sei nicht unabhängig und diene der politischen Verfolgung. Auch drohten Folter und Misshandlungen.

Lam hatte das Auslieferungsgesetz nach dem Aufschrei in der Bevölkerung zwar auf Eis gelegt. Die Demonstranten wollen aber weiter protestieren, bis das Gesetz offiziell zurückgenommen wird, inhaftierte Mitglieder der Protestbewegung freikommen und Polizisten bestraft werden, die gewaltsam gegen Demonstranten vorgegangen sind.

Am 1. Juli 1997 hatte Großbritannien seine Kronkolonie Hongkong an China zurückgegeben. Eigentlich stehen den Hongkonger laut Rückgabevertrag bis 2047 mehr Freiheiten zu, als Chinesen in der Volksrepublik. Doch immer mehr Hongkonger fühlen, dass Peking schon jetzt ihre Rechte beschneidet.