Weltweit haben im Jahr 2017 rund 271 Millionen Menschen Drogen konsumiert. Rund 35 Mio. Personen und damit mehr als erwartet, waren damals drogenabhängig oder befanden sich aufgrund ihres Drogenkonsums in ärztlicher Behandlung. Das sind zentrale Ergebnisse des am Mittwoch von der UNO-Behörde für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) veröffentlichten Weltdrogenberichts 2019.
Die Zahl der Drogenkonsumenten - rund 5,5 Prozent der zwischen 15- und 64-jährigen globalen Bevölkerung - ist damit im Vergleich zum vorangegangenen Weltdrogenbericht stabil. Im Vergleich zum Jahr 2009 stieg sie jedoch um 30 Prozent an. Damals nahmen 210 Millionen Menschen Drogen, war bei der Präsentation des auf Zahlen des Jahres 2017 basierenden Berichts am Mittwoch in Wien zu erfahren. Die UNODC wies darauf hin, dass der Zuwachs zumindest zum Teil mit dem Bevölkerungswachstum in dieser Altersgruppe einhergeht.
Das Ausmaß des Drogenkonsums kann immer besser abgeschätzt werden. So führten neue Studien in Indien und Nigeria dazu, dass die ursprünglich angenommene Zahl an Drogenabhängigen von 30,5 Millionen auf 35 Millionen erhöht wurde.
Cannabis ist die am weitesten verbreitete Droge. 188 Millionen Menschen gaben im Jahr 2017 an, das Rauschmittel im Jahr davor zumindest einmal eingenommen zu haben. Während die Zahl der Konsumenten seit einem Jahrzehnt relativ stabil ist, wird zusehends weniger Cannabis beschlagnahmt. So sank die aufgegriffene Menge in Nordamerika um 77 Prozent im Vergleich zum Jahr 2010. Das ist mitunter auf die Legalisierung des Rauschmittels in manchen Bundesstaaten der USA zurückzuführen.
53,4 Millionen Menschen und damit um 56 Prozent mehr als noch im Jahr 2016 nutzten 2017 Opioide wie Heroin oder Opium. Diese Drogen werden nicht nur zusehends beliebter, sondern sind auch für zwei Drittel der 585.000 Drogentoten des Jahres 2017 verantwortlich. Rund ein Drittel der weltweiten Opioide wird in Südasien verbraucht. Aber auch in Nordamerika finden sie Anklang - vier Prozent der dortigen Bevölkerung nahmen im Jahr 2017 ein Opioid ein. 47.000 Menschen starben aufgrund einer Opioid-Überdosis in den USA - ein Allzeithoch. Davon sind viele auf die synthetische Droge Fentanyl zurückzuführen.
Für Fentanyl gibt es auch in Europa einen kleinen, aber stetig wachsenden Markt. Wurde in West- und Zentraleuropa 2013 lediglich ein Kilogramm an Fentanyl beschlagnahmt, so waren es 2016 bereits fünf und 2017 schließlich 17 Kilogramm.
So hoch wie nie ist auch die Kokain-Produktion. 1.976 Tonnen wurden 2017 hergestellt und damit um ein Viertel mehr als im Jahr davor. Vor allem in Kolumbien, dem weltweiten Hauptproduzenten für Kokain (70 Prozent), wird verstärkt produziert. 18,1 Millionen Menschen nahmen die Droge ein, wobei sie vor allem in Nordamerika (2,1 Prozent der Bevölkerung) und Ozeanien (1,6 Prozent) beliebt ist. Das meiste gehandelte Kokain stammt aus den Anden-Ländern Peru, Bolivien und Kolumbien und findet von dort seinen Weg nach Nordamerika sowie nach West- und Zentraleuropa.
Heroin wird dagegen vorwiegend über die Balkanländer nach West- und Zentraleuropa transportiert. Ausgehend von Afghanistan durchquert es den Iran, die Türkei und schließlich diverse Länder am Balkan. 47 Prozent der global beschlagnahmten Heroinmenge wurden 2017 entlang dieser Route aufgegriffen - Afghanistan ausgenommen. US-Amerikaner erhalten diese Droge für gewöhnlich aus Mexiko.
Das Darknet - ein nur mit Anonymisierungssoftware zugänglicher Teil des Internets - hat als Umschlagplatz für Drogen an Beliebtheit eingebüßt. Das ist auf Schließungen großer Märkte zurückzuführen. So wurde etwa im Jahr 2017 "AlphaBay" von Strafverfolgungsbehörden geschlossen. Im April 2019 machte "Wall Street Market", damals der zweitgrößte Darknet-Markt, dicht. 15 Prozent all jener Personen, die das Darknet für Drogenhandel verwendeten, meinten, sie würden es nun seltener benutzen. Neun Prozent gaben an, sie würden es seit den Schließungen komplett meiden.
Der Weltdrogenbericht widmete sich in diesem Jahr unter anderem auch der Drogensituation in Gefängnissen. Dabei zeigte sich, dass Prävention und Behandlung in Zusammenhang mit Drogen zu kurz kommen. In 56 Nationen gab es 2017 zumindest ein Gefängnis, das Opioid-Substitutionstherapien anbot. 46 Nationen boten derlei nicht an. Um sterile Spritzen und deren sichere Entsorgung wurde sich in elf Nationen in zumindest einem Gefängnis bemüht. In 83 Nationen war das nicht der Fall. Zudem ist die Verbreitung von infektiösen Krankheiten wie HIV, Hepatits C und aktiver Tuberkulose unter Gefängnisinsassen überdurchschnittlich hoch - vor allem unter jenen, die Drogen injizieren.